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Du bist typisch hysterisch

20. März 2011

Bundeswirtschaftsminister Brüderle hat laut „Spiegel“ in einer Sitzung der FDP-Fraktion die Reaktionen in Deutschland auf Fukushima als „hysterisch“ und „typisch für die Deutschen bezeichnet“. So so, zwar moderat ausgedrückt, aber gemeint hat er dann wohl jeden von uns: dich, mich – wer sich halt angesprochen fühlt ….

FDP – dazu passt, dass Westerwelle auf Distanz zu seinen eigenen Äußerungen von vor einer Woche geht. Nebenbei, auch auf Distanz zur Kanzlerin, wenn er sagt, dass er kürzere Laufzeiten für die deutschen Atomkraftwerke noch nicht für beschlossene Sache hält.

Westerwelle. Für die einen ein geschliffener Rhetoriker, für die anderen ein Dummschwätzer. So wie Duplo: eine lange Praline oder einfach nur ein Schokoriegel.

Westerwelle, diese Puffmutter der Wirtschaftsnutten (Urban Priol) soll unseren Außenminister spielen. Soll, denn seine Qualifizierung für das Amt ist er bisher schuldig geblieben. Das wird einmal mehr durch das jüngste Verhalten im UN-Sicherheitsrat deutlich. Angeblich hat er zu Libyen „etwas falsch verstanden“ und deshalb hat sich Deutschland vorsichtshalber der Stimme enthalten. Nun muss Kanzlerin Merkel versuchen diese „Peinlichkeit“ gegenüber unseren „Freunden“ zu richten: „Es wird niemandem gelingen, die internationale Staatengemeinschaft in ihrer Entschlossenheit zu spalten.“ Doch, Westerwelle könnte das schaffen. Oder ist das alles wieder nur Wahlkampftaktik?

So distanziert man sich in unserer bunten Republik munter weiter: immer mehr Deutsche auf Demonstrationen von der Kernkraft, die schleswigholsteinischen Liberalen von Westerwelle und Brüderle, manch ein Christdemokrat vom Atomausstiegsmoratorium der eigenen Regierung, die Kraftwerksbetreiber sowieso – und auch der ganz spontan vom Kernkraftbefürworter zum –Gegner mutierte badenwürttembergische Ministerpräsident Mappus am liebsten von sich selbst. Aber zwei 180-Grad-Wendungen so kurz vor der Wahl würde eine 360-Grad-Drehung ergeben, also einmal kurz im Kreis gedreht, und das würde ihn wohl selbst für den dümmsten Schwaben unwählbar machen.

Doch was will man in diesen Tagen erwarten? Bedenken wir, dass sich der Deutsche besser mit dem Fußball als in der Politik auskennt. Mehr Deutsche können die Fußballmeister aufzählen als die Kanzler oder Präsidenten seit 1949. Gut, beim Fußball ist das nicht so schwierig: man muss sich nur die Jahre merken, wo Bayern München kein Meister geworden ist, dennoch.

Aber zurück zu der Frage, „Was will man erwarten?“ Nix! Der Fußball, unsere nationale Identifikation und als Botschafter tausendmal mehr Wert als ein Westerwelle, spielt selbst verrückt. Was für eine Saison bisher. Verkehrte Welt. Da wird dem Trainer Magath auf Schalke gekündigt, der dann aber selbst kündigt um kurz darauf dort hin zu gehen, wo er vor 2 Jahren gekündigt hat: nach Wolfsburg. Rangnick, der in Hoffenheim gekündigt hatte bevor ihm gekündigt worden wäre, geht zurück auf Schalke, wo ihm schon einmal gekündigt worden war. Die Bayern würden gerne van Gaal kündigen, die haben aber keinen, dem sie danach kündigen könnten. Und in Hamburg kündigen sie gleiche allen: Vorstand weg, Trainer weg. Verworrene Welt. Nur der Guttenberg unter den Trainern ist dem Fußball erhalten geblieben: Jürgen Klopp. Hoffentlich hat der seinen Trainerschein korrekt erworben. Parallelen gibt es bei den Vereinen zu den Parteien: viel haben sich ihre Ergebnisse anders, sprich besser, vorgestellt.

Anspruch und Wirklichkeit. Der Widerspruch zwischen Schein und Sein. In diesen Momenten, auch weil wir Vollmond hatten (danke Hilde für den Hinweis, KLICK zu ihrem Blog dazu) fällt mir dieses Gedicht ein:

Dunkel war’s, der Mond schien helle,
schneebedeckt die grüne Flur,
 als ein Wagen blitzesschnelle
langsam um die Ecke fuhr.

…..

Wenn es mich zwischendurch nicht wieder in den Fingern juckt erscheint als nächstes auch wieder ein Beitrag, in dem ich Fotos verarbeiten möchte, die hier schon seit einigen Tagen parat liegen. Ich lebe noch (!), ich wundere mich nicht nur  😉

^.^

10 Kommentare leave one →
  1. Peter permalink
    20. März 2011 20:15

    Tja, für die eine ist es Toilettenpapier – für die anderen die längste Serviette der Welt. Aber mit dem Vollmond, da sagste was. In meinem Schlafzimmer war es so hell, dass die betrunkene Maus, die ich abgeschleppt hatte andauernd murmelte ich solle endlich das Licht ausmachen. Ich habe Ihr kurzerhand einen Zinkeimer über den Kopf gestülpt – da war dann Ruhe.. 😉
    Achja, der Klopp. Der lächelt immer so verschmitzt.
    Aber jetzt sag mal: Hast Du mitbekommen? KNUT ist tot! Ich denke er ist seinem auch verstorbenem Pfleger freiwillig in den Himmel gefolgt.. Es spielten sich auch packende Szenen am Bärengehege ab. Ob die Leute, die so hemmungslos für ein Raubtier schluchzen wohl auch ein Tränchen für die tausenden Toten in Japan überhatten? Schnieff, schnuff.. ach Kurt.. 🙂

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  2. 20. März 2011 20:43

    Tja wie heißt es doch so schön? Im Zweifelsfalle lieber die Klappe halten . . . Und sie reden sich wieder um Kopf und Kragen. Kann man sich ja jetzt schon mal Gedanken für die neue Wahl machen? 😉
    Zu Deinen Fotos: Zeigen, zeigen, zeigen . . . 😉
    Ich liebe Vollmond. Leider wird er jetzt immer weiter gen Horizont ziehen und im Sommer steht er dann wieder so tief, dass er nicht ins Schlafzimmer scheint. Ich brauche nie einen Zinkeimer. *lachmichwech* Die längste Serviette der Welt – kannte ich auch noch nicht *gg*

    Dunkel war’s…
    Dunkel war’s, der Mond schien helle,
    Schneebedeckt die grüne Flur,
    Als ein Auto blitzesschnelle
    Langsam um die Ecke fuhr.

    Drinnen saßen stehend Leute
    Schweigend ins Gespräch vertieft,
    Als ein totgeschossner Hase
    Auf der Sandbank Schlittschuh lief.

    Und der Wagen fuhr im Trabe
    Rückwärts einen Berg hinauf.
    Droben zog ein alter Rabe
    Grade eine Turmuhr auf.

    Ringsumher herrscht tiefes Schweigen
    Und mit fürchterlichem Krach
    Spielen in des Grases Zweigen
    Zwei Kamele lautlos Schach.

    Und auf einer roten Bank,
    Die blau angestrichen war
    Saß ein blondgelockter Jüngling
    Mit kohlrabenschwarzem Haar.

    Neben ihm ’ne alte Schachtel,
    Zählte kaum erst sechzehn Jahr,
    Und sie aß ein Butterbrot,
    Das mit Schmalz bestrichen war.

    Oben auf dem Apfelbaume,
    Der sehr süße Birnen trug,
    Hing des Frühlings letzte Pflaume
    Und an Nüssen noch genug.

    Von der regennassen Straße
    Wirbelte der Staub empor.
    Und ein Junge bei der Hitze
    Mächtig an den Ohren fror.

    Beide Hände in den Taschen
    Hielt er sich die Augen zu.
    Denn er konnte nicht ertragen,
    Wie nach Veilchen roch die Kuh.

    Und zwei Fische liefen munter
    Durch das blaue Kornfeld hin.
    Endlich ging die Sonne unter
    Und der graue Tag erschien.

    Dies Gedicht schrieb Wolfgang Goethe
    Abends in der Morgenröte,
    Als er auf dem Nachttopf saß
    Und seine Morgenzeitung las.

    Hab ich mal für Dich gefunden *lachen*
    😉
    Wünsche Dir noch einen schönen Abend.
    LG Katja

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    • Peter permalink
      21. März 2011 07:22

      Hi Katja,
      Zinkeimer sind ganz praktisch. Sollte man immer neben dem Bett stehen haben.. 😉
      Dumm ist nur, wenn der Partner schnarcht wie ein brünftiges Walross. Da merkt man an der wanderschütternden Lautstärke, dass so ein Metalleimer ein guter Resonanz-Verstärker ist… 😉

      LG Peter aka „Dr. Love“

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  3. 20. März 2011 21:11

    @ Doc, schlecht wenn man keine Jalousien hat. Ich brauche keinen Zinkeimer 😉

    @ Katja, ein paar Verse kannte ich noch, aber so in der Form nicht, danke.
    Ein paar „Frühlingsspaziergangsfotos“ aus den letzten 2 Wochen habe ich vorhin schon mal rein gesetzt: KLICK HIER
    aber ich hab‘ noch welche ….

    Wünsche euch eine schöne Woche …

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  4. 21. März 2011 00:09

    halli hallo….
    guter beitrag….
    das gedicht kenn ich auch, – wobei ich viele strophen nicht kannte….
    lasse dir mal ein paar schöne grüße da…
    ach übrigens hab ich heute im radio gehört, der Mond sei tatsächlich so viel größer zu sehen, weil er zur zeit auch besonders nah an der Erde sei – statt 400 000km entfernt nur etwa 350 000 km… diese „läppischen 50 000 merkt man ganz schön, stimmst?
    ich liebe den Vollmond auch so sehr, so daß ich in vergangenen zeiten selbst dazu geschrieben habe…..g*
    lg vera

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  5. hildes gedankensalat permalink
    21. März 2011 12:55

    Die Hälfte der Deutschen war doch schon im vergangenen Jahr für die Abschaltung?

    Ich bin dafür, dass die ganzen Brüderles in diesem Land morgen nach Japan fliegen und dort
    beim Löschen helfen. Dann könnten sie sich auch gleich vor Ort die
    Meinung der Feuerwehrleute anhören!

    Grüßle

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  6. 22. März 2011 20:03

    @ Peter – ich nehme bei nächster Gelegenheit einen leeren Ketchupeimer *lach*
    @ Sven – ich kannte auch nicht so viele Strophen. Das Original ist von H.-Ch. – Morgenstern. Der Rest ist sicher Volksmund?
    @ – Veramoonlight –
    Ich stelle mal ein Vergleichsfoto in meinen Blog vom „Frühlingsvollmond 19.3.2011“
    😉
    LG Katja

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  7. Sven permalink*
    22. März 2011 21:22

    @ all: Zinkeimer, Ketchupeimer – Leute, nehmt einfach Ohropax, hilft besser 🙂

    Ja, der Mond war mit nur noch 350.000 jetzt 50.000 km näher an der Erde dran, als wenn er maximal entfernt ist – habe ich auch gelesen.
    Katja dein Vergleich dazu auf deiner Seite ist toll.

    Und über die Brüderle dieser Nation sage ich nichts mehr …, jedenfalls heute nicht!
    Vieelicht nur soviel: er verkennt bei uns die letzten 50 Jahre. Ohne hier weiter auf die Beweggründe einzugehn gibt es seit den 60er Jahre eine Anti-Kriegs- bzw. Anti-Atomkraft-Bewegung. Und das ist gut so! Auch wenn das nach 45 typisch deutsch sein sollte, aber auf alle Fälle nicht hysterisch!

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  8. 23. März 2011 21:04

    Ich hatte noch einen anderen Vergleich. Aber leider die Quelle nicht mehr. Das könnte Ärger geben 😉 Aber den finde ich auch toll 😉
    Ohropax sind irgendwie blöd – da höre ich ja gar nichts mehr – – ich will auch meinen Spaß *lachen* Und ein Foto machen dürfen . . . *lachwech*

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    • Peter permalink
      12. April 2011 06:16

      Man könnte natürlich auch einen Walkman aufsetzen und den voll aufdrehen.. am besten Techno, und dann immer schön: „duff.. duff.. duff – HYPER HYPER“… 😉

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