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Die Uhr schlägt 2.080.000.000.000

13. April 2011

Wer den Kopf in den Sand steckt, der knirscht mit den Zähnen. Sagt man. Der Vorteil dabei wäre zurzeit, dass man dann Spargel finden kann. Das ist die gute Nachricht.

Spargel ist absolut lecker und macht nicht dick. Aber mit Hollandaisesoße, zerlassener Butter, Schnitzel, Schinken schmeckt er natürlich besser – und damit beginnt das Problem: „Fünf Stangen Spargel mit Hollandaise und Schnitzel satt bitte“.

Und das öfters, dann schlägt die Uhr auf der Waage erbarmungslos zu. Wie gut es uns ging, zeigt diese Uhr ohne Rücksicht auf persönliche Befindlichkeiten schonungslos an. So ähnlich wie unsere Schuldenuhr. Eben noch eine Pressenotiz der Deutschen Bundesbank gelesen: Die Uhr schlägt 2.080.000.000.000. Wer Schwierigkeiten mit den vielen Stellen hat: es sind erstmals über 2 Billionen, pro Kopf Pi mal Daumen 25.000,- €, vom Neugeborenen bis zum Greis.

Die Zahl wird niemanden großartig interessieren. Auch nicht, dass die Summe über 83 % unserer gesamten Wirtschaftsleistung beträgt, während „Europa“ (Vertrag von Maastricht) eigentlich nicht mehr als 60 vorschreibt und die jährliche Neuverschuldung auf 3 % eingrenzt. Wir lagen im letzten Jahr bei 3,3. Na und? Bei all den „Rettungsschirmen“ …!?

Dennoch machen mich diese Zahlen (mal wieder) nachdenklich. Man hat versucht mir „damals“ beizubringen, dass eine Kommune, ein Staat nie „pleite“ gehen kann. Nicht erst seit „Griechenland“ weiß ich, dass die Gefahr sehr wohl real ist; und nebenbei bekommen wir die kommunalen Löcher täglich zu spüren. Nicht nur auf unseren Straßen.

Die Lösung des Problems? Sicherlich glaubt niemand daran, dass wir als Staat bzw. Euro-Raum unsere Schulden auf normalem Wege tilgen können. Wie auch? Allerdings gilt volkswirtschaftlich die These, dass die Inflation das beste Entschuldungsprogramm ist. Beispiel, anhand der oben genannten Zahlen:

Ich habe monatlich 1.000 € und mein Konto ist um 840 €, gleich 84 % meines Einkommens, überzogen. Was erstmal nicht so dramatisch klingt, wird aber insofern zum Problem, dass ich jeden Monat Ausgaben in Höhe von 1.033 € habe und keine Schulden abbauen kann, im Gegenteil. Nun kommt die Inflation. Über einen Zeitraum X halbiert sich der Wert des Geldes und bestenfalls kommen keine neuen Schulden hinzu. Wenn mein Einkommen analog zur Inflation steigen sollte, hätte ich dann 2.000 €, die Schulden wären aber gleich geblieben und würden dann nur noch 42 % meines Einkommens betragen. „Maastricht“ erfüllt 😉 Man beachte aber den Konjunktiv – und das bereitet uns allen (bewusst oder unbewusst) Ängste: reale Einkommensverluste, wenn die Inflation höher ist als das Einkommen steigt (zuletzt m. W. 2008). Interessant, nämlich genau umgekehrt, ist es z. B. für Immobilienbesitzer. Der Wert eines Hauses wird grundsätzlich mit der Inflation steigen, Hypotheken auf dem Haus aber nicht.

Ich weiß, mein Beitrag geht schon wieder in Richtung „Bleiwüste“. Aber egal. Ich schreibe hier ja nicht für eine Zeitung mit Zeichenvorgabe, sondern darf einfach mal fix meinen Gedanken freien Lauf lassen. Und wenn ich schon dabei bin:

„Die Deutschen sind in schlechte Nachrichten verliebt“: mein lieber Peer Steinbrück, so in der Art – aktuell eine handvoll Themen aus der Süddeutschen?

Nein, mein lieber Peer, aber bad News are good News – nicht nur für die Deutschen. Du polarisierst gerne, weißt doch aber auch, dass das ein medienpsychologisches Phänomen ist. Und verliebt sein ist auch was anderes (das weißt du vielleicht nicht mehr). Dabei darf getrost die Frage gestellt werden, wer sich bei dem „medialen overload“ noch für die einzelne Nachricht interessiert (übrigens auch hier bei WordPress) – wenn sie nicht ganz „bad“ oder besonders „good“ ist? Manchmal könnte man dann schon mit den Zähnen knirschen …

Ich werde das nicht tun, werde den Tag jetzt mit einem (oder zwei?) Glas Wein beschließen, meinen Mankell weiter lesen und vom ersten Spargelessen träumen 😉 Ohne Lapi, Fernseher (vielleicht doch noch um 20 Uhr die Tagesschau 😉

^.^

8 Kommentare leave one →
  1. 13. April 2011 20:33

    ohja. alles gar nicht so einfach ^^

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    • Sven permalink*
      13. April 2011 22:36

      Hi „zweitesselbst“,
      einfach? Das kommt auf den Standpunkt an. Der kann sich schnell ändern. Dank des Hinweises einer Freundin trinke ich zwar Wein, lese aber keinen Mankell, sondern gucke Fußball.
      Nein, Spaß beiseite, ich will nicht behaupten, dass die Welt „früher“ einfacher oder besser war, aber heute werden wir durch die Medien mit Infos doch überhäuft. Gewisse (volkswirtschaftliche) Gesetzmäßigkeiten haben früher gegolten wie heute auch.
      Und in eigener Sache: ich genieße es hier schreiben zu können wie ich möchte. Ohne Vorgabe, nicht als „Dienstleister“, einfach für mich selbst. Wenn ich dann sehe, wie häufig meine Beiträge angeklickt, vielleicht auch gelesen werden, dann freue ich mich.

      Jeder hat doch „seine Bereich“, den hast du auch. Und warum sollen wir nicht davon etwas weitergeben? „Tun wir es !!!“

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    • 13. April 2011 22:55

      jA, oke. morgen sehn wir weiter. jetz leg ich mich aber erst mal ab 😉

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  2. hildes gedankensalat permalink
    14. April 2011 13:31

    2.080 Milliarden! Eine unvorstellbare Zahl und 2011 hat erst angefangen!

    Ich glaube schon, dass die Welt früher „einfacher und besser“ war.

    Früher unterstützte das Finanzwesen die Schaffung wirklichen Vermögens ( Kredite zum Bau eines Hauses, einer Fabrik), heute unterstützt das Finanzwesen das Finanzwesen. Es gibt nur drei Quellen echten Vermögens: Rohstoffe, Produktion und Agrar . Geld ist nicht Vermögen, das ist Papier, das hin und hergeschoben wird, rein fiktives Vermögen.
    Wenn einmal das Vertrauen verlorengegangen ist und zu viele Leute versuchen Kasse zu machen, werden die Märkte zusammenbrechen ( Economy-Run) und dagegen wird sich der stets befürchtete Bank-Run wie ein laues Lüftchen anfühlen.

    Ich glaube, was wir jetzt haben, ist ein Scheinaufschwung, hervorgerufen durch „unsere“
    weiterblickenden Kunden, die noch schnell gute Produkte ordern, bevor die Blase endgültig platzt??

    Grüßle

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    • Sven permalink*
      15. April 2011 08:48

      Moin Hilde,
      wer den Teufel an die Wand malt, spart sich das Tapezieren.
      Aber in der Tat, Geld allein hat keinen Sachwert, der Wert ergibt sich aus dem Handel – und ist damit natürlich auch einem Verfall preisgegeben.
      Aus dem Grunde gehen auch viele ins Gold, der Goldpreis ist so hoch wie nie.
      Gut, für den kleinen Mann wie dich und mich (tschuldigung, kleine Frau) ist eher nichts, aber Immobilien sind heute, denke ich, eine gute Anlage, respektive Altersvorsorge. Wer als Retner keine Miete zahlen muss, bzw. Mieteinnahmen hat, hat schon was gewonnen.
      bis später mal wieder 😉

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  3. 25. April 2011 11:46

    Die Inflation Frist stück für stuck alle Ersparnisse auf und viele merken dies nicht mal und Sparren tüchtig weiter in Ihren Geldanlagen wo ihnen dieser super Zins von 2-3 oder 5 % versprochen wird.
    Hier ein kleines Geschenk von mir . Ein Inflationsrechner. Sie werden erschrecken was der Zins oder Zinseszins für eine Macht hat. Einfach dieses Tool hier runterladen und ein bisschen rumrechnen
    http://papiergeld-zu-gold.de/softwaretool/

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    • 27. April 2011 09:25

      Moin,
      ja Ralf, das „alte Sparbuch“ mit Zinsen bis zu 2 %, ist eine reine Geldentwertungsanalge. Darüber freuen sich die Banken, weil sie aus dieser Anlage eine höhere Rendite erzielen als sie selbst Zinsen darauf zahlen müssen. Es sei denn, sie werden zu gierig und crashen ….

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