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Die zerrissene Nation

21. Oktober 2015

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Ich bin 56 Jahre auf dieser Welt und noch nie kam mir Deutschland so “zerrissen” vor wie heute. Sicher gab es in der Vergangenheit auch Themen, die die Nation gespalten haben, aber gefühlt noch nie in dem Ausmaß wie heute.

Flüchtlinge: Zwischen dem Merkel-Satz “Wir schaffen das!” und den Hilferufen aus den Ländern und Kommunen scheinen Welten zu liegen. Auf der einen Seite gibt es die hoch gelobte deutsche Willkommenskultur mit vielen freiwilligen Helfern, auf der anderen Seite hat die rechtspopulistische Pegida-Bewegung insbesondere in Ostdeutschland regen Zulauf und die Kriminalstatistik weist einen starken Anstieg rechtsextremer Straftaten aus. Dazwischen gibt es viele Diskussionen und manch einer ist aus ganz pragmatischen Gründen froh über jeden Flüchtling, der schon an den Grenzen unserer Nachbarstaaten an der Einreise gehindert wird. Nur wäre es politisch nicht korrekt, das laut zu sagen. Oder doch?

DFB: Es ist ein Dilemma. Fußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland. Das “Sommermärchen” ist vielen noch in guter Erinnerung. Von allen Seiten hat es viel Lob für das Organisationskomitee um Beckenbauer, Niersbach & Co. gegeben. Jetzt wird behauptet, dass bei der Vergabe an Deutschland nicht alles mit rechten Dingen zugegangen sein soll. Ja und? Einerseits sind Bestechungen natürlich ethisch und moralisch nicht gutzuheißen – anderseits, wenn es nicht anders geht? Wenn, wie festzustehen scheint, bei jeder der letzten WM-Vergaben bestochen worden ist, wenn ohne Bestechung nichts zu machen ist bzw. war, hätte Deutschland dann verzichten sollen? Oder hätte dann manch einer gesagt: “Ich halte zwar nichts von Bestechungen, aber wenn’s um der Sache willen sein muss, dann machen wir es auch.”?

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Volkswagen: Klar ist, dass die Wolfsburger Autobauer betrogen haben. D. h., bei denen ist die Art und Weise nun bekannt. Aber wissen wir nicht alle, dass die Verbrauchsangaben aller Fabrikate wenig mit der Realität gemein haben? Die VW-Aktie ist zwar abgestürzt, aber weniger, weil man an einen großartigen Einbruch bei der Produktion glaubt, sondern eher wegen der auf VW zukommenden Rückrufkosten usw.. Einerseits ist VW nun vom KBA zu dieser Rückrufaktion verpflichtet worden, d. h. alle betroffenen Pkw müssen in die Werkstatt, sonst droht der Verlust der Betriebserlaubnis – anderseits wäre vielen Betroffenen die von VW angebotene freiwillige Aktion lieber, natürlich mit einer Bestandsgarantie für die Betriebserlaubnis. Viele würden sich dann nämlich den Weg in die Werkstatt sparen: “Warum soll ich mein Auto wegen ein paar Stickoxiden reparieren lassen, wenn es danach weniger Leistung hat, dafür aber mehr verbraucht? Und was ist überhaupt mit den anderen Herstellern?”

Und die Moral von der Geschicht’? Ich weiß es nicht! Der Zwilling in mir führt so manches Zwiegespräch. Alles hat ein Für und Wider, “jede Medaille hat ihre 2 Seiten”. Meine Bitte: “Urteilt nicht vorschnell, toleriert andere Meinungen – aber seit gemeinsam gegen Rassismus. Der Rest findet sich!”

Rassismus-Warnhinweis-500

Nr. 378 ^.^

10 Kommentare leave one →
  1. 21. Oktober 2015 16:01

    Moral?! Am besten so bescheißen, dass es nur keiner merkt? 😉 Oder wenn ich nicht erwischt werde, dann ist doch alles ok. Ich glaube, es werden wieder einmal ein paar Grundsatzdiskussionen in deutschen Landen fällig. Aber ob sich die entsprechenden Personen(kreise) dem stellen … wollen!
    Du glaubst gar nicht, was zum Thema Flüchtlinge hier gerade diskutiert wird. Das würde schon fast einen ganzen Blog füllen….

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    • 24. Oktober 2015 07:59

      Moin Jürgen,
      ich kann vllt. in etwa vorstellen, was so i. S. Flüchtlingen diskutiert wird. Ich war kürzlich in meiner alten Heimat und hatte Kontakt zu Ex-Kollegen, die damit zu tun haben. 12-Stunden Dienste, Überstunden, usw., und die Erkenntnis, dass ohne freiwillige Helfer gar nichts gehen würde. Dazu höre ich von einem Freund, der sich als Freiwilliger betätigt, wie die Stimmung ist, von der Angst, dass die Stimmung kippt, je länger alles dauert und desto mehr öffentliche Gebäude und Turnhallen mit Flüchtlingen belegt werden. Usw., usw..
      Grundsatzdiskussion? Gerne. Das hat mich zu einem neuen Beitrag inspiriert ….
      Viele Grüße von der See an den See.
      Heute geht’s, das Wetter wird schön, und „sie“ muss nicht arbeiten, Richtung Norden, ein Tagesausflug ohne die Bad-News 😉
      Bis später ….

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  2. 21. Oktober 2015 19:56

    Nation? Nehme nur eine einfache kleine Familie aus Linden:

    Sie arbeitet im Büro, macht auf öko, wenn Kaffee nicht bio und fairtrade ist, kommt er nicht in die Tasse. „Das geht überhaupt nicht!“
    Er arbeitet bei VW in Stöcken, Hobby Fußball, Fußball und noch mal Fußball.

    Er bedauert, daß sie sich beim Autokauf durchgesetzt hat: ein lahmer Touran-Diesel, weil mehr Platz und weniger Verbrauch, statt eines rasanten Golf GTI.
    Er würde mit dem Diesel nicht in die Werkstatt fahren, weil der sich nach der Aktion noch mehr wie eine lahme Ente fährt als jetzt schon, dafür aber mehr verbraucht, und trauert dem GTI nach.
    Sie wird eine der ersten in der Werkstatt sein, allein der Umwelt zuliebe. Unnötig Stickoxyde in die Umwelt pusten, „das geht überhaupt nicht!“

    Er findet es absolut blöd, daß viele Sporthallen mit Flüchtlingen belegt sind, weil die Kinder im Winter nicht mehr in der Halle trainieren können, und die Altherrenfußballer auch nicht mehr drinnen kicken können.
    Sie findet das vollkommen in Ordnung, die Flüchtlinge brauchen eine warme und trockene Unterkunft und außerdem gab es früher auch keine Turnhallen. Da wurde auch im Winter draußen gespielt. Außerdem haben wir reichen Europäer selbst die Ursachen für den Flüchtlingsstrom gesetzt: Würden wir mit den afrikanischen Bauern fair handeln und sie nicht ausbeuten, würden wir nicht dauernd Waffen in die Krisengebiete liefern, dann hätte wir jetzt auch viel weniger Flüchtlinge. Flüchtlinge frieren lassen, „das geht überhaupt nicht!“

    Er findet es in Ordnung, wenn auch Deutschland wegen der Fußball-WM bestochen haben sollte. Er meint, wenn das die Spielregeln sind, dann wird danach gespielt. So ist das im Sport. Und wir hatten doch so eine schöne WM, auch hier in Hannover!
    Sie findet, daß auf alle Fälle die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden müssen. Daß der Sport in einer rechtsfreien Parallelwelt stattfindet, „das geht überhaupt nicht!“

    So hat jeder seine Meinung. Ich habe nur ein bißchen Angst, daß wegen der Flüchtlinge irgendwann die Stimmung kippt. Das wäre fatal!
    LG von DMMS aus H

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    • 24. Oktober 2015 08:03

      Moin,
      tja, so ist das. Die Meinungen zu den einzelnen Themen gehen weit auseinander. Solange der Hausfrieden nicht darunter leidet 😉
      Viele Grüße von der See an den Baggersee, wie heißt der noch? Maschsee? 😉

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  3. 25. Oktober 2015 10:23

    ich muss ganz ehrlich sagen: ich fühle mich in diesem Land nicht mehr wohl. Das liegt an der Arroganz mit der unsere Regierung die Ängste und Wünsche der Bürger in allen Belangen ignoriert. Egal ob TTIP, Fracking usw. Wenn 90% der Bürger dagegen sind sollte dies ausreichen. Dies ist nicht das was ich unter Demokratie verstehe.
    Dazu kommen Ängste einer zunehmenden Islamisierung – ich habe letztens ein Video gesehen in dem gezeigt wurde, dass die Länder der EU in 20-30 Jahren vorwiegend muslimisch sein werden. Dies liegt an der niedrigen Kinderrate von durchschnittlich 1 Kind der westlich orientierten Bevölkerung, wogegen knapp 8 Kinder in muslimischen Familien sind. Um die westliche „Population“ (blöder Begriff) aufrecht zu erhalten, bräuchte man aber mindestens 2 Kinder.
    Ebenso machen mir Bericht aus den Reihen der Exekutive Angst, die anmahnen dass Sie der Lage nicht Herr werden. Ein Land dass seine Bürger nicht schützen kann? Ich dachte sowas gäbe es in von Terror beherrschten Ländern in Afrika. Dann noch ein Bericht aus der Welt (eine der wenigen Zeitschriften, die ich noch für unabhängig halte) über Frau Merkels Flüchtlingspolitik: http://www.welt.de/politik/deutschland/article148000968/Sicherheitsexperten-entsetzt-ueber-Merkels-Politik.html
    Danke mir reicht’s – der Tag ist versaut..

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    • 30. Oktober 2015 21:26

      Hallo Peter,
      wir hatten ja schon am Telefon gesprochen – aber in einem Punkt möchte ich hier doch widersprechen: Der Artikel in der Welt ist einer von denen, die ich nicht unbedingt für hilfreich halte, ein Artikel, der so in der dramatisierenden Form m. E. nur unnötigerweise Öl ins Feuer gießt, sprich Ängste schürt.
      Ein namenloser „Spitzenbeamte“ wird zitiert, es wird „für möglich gehalten“, Grundlage ist ein „unterschriftsloses Papier“ und dazu wird der CDU-Hinterbänkler Binninger zitiert.
      Toll. Typisch Springer-Presse.
      Denn für so „unabhängig“ wie du die Zeitung hältst, halte ich sie nicht. Bei allem, was aus dem Springer-Verlag kommt, egal ob Bild oder Welt, habe ich so meine Bedenken. Dann halte ich die SZ, herausgegeben vom eigenen Verlag, eher für neutral und ausgewogen. Und die zitiert keinen Binninger und auch keinen namenlosen „Spitzenbeamten“ … Über Binninger war dort vorher nur zu lesen, dass er zu denen gehört, die Merkels Flüchtlingspolitik kritisieren. Aber das machen zurzeit ja viele konservative Politiker.
      Auszug aus einem SZ-Artikel vom 14.10.: >> Besonders deutlich wurde der Spalt zwischen Kanzlerin und Fraktion, als Merkel rhetorisch fragte, ob irgendeiner ernsthaft glaube, man hätte Anfang September die Flüchtlinge an der deutsch-österreichischen Grenze zurückschicken können. Daraufhin riefen ihr gleich mehrere Abgeordnete (wie Benninger) lauthals „ja“ und „doch, doch“ entgegen. << Hätte man wirklich? Wenn du magst, lese mal https://sven2204.wordpress.com/2015/10/29/wie-du-es-machst-du-machst-es-verkehrt/
      Bis denne, viele Grüße aus Scharbeutz!

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      • Peter permalink
        31. Oktober 2015 10:12

        Tja, das ist das dumme an der Geschichte – selbst Zeitungen von denen man meint, sie sind unabhängig, steuern die Meinung der Bürger – und das ist äußerst gefährlich für eine Meinungsbildung des Bürgers, wenn die nicht auf einer wahrheitsbasierten Berichterstattung basiert.
        Apropos Zeitungen – was aktuell in der Türkei passiert ist der Beginn von Diktatur. Wenn kritische Zeitungen mundtot gemacht werden, dann muss die Frage gestellt werden was so ein Land in der EU zu suchen hat.

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