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Wer hat’s gesagt: „Wer unser Gastrecht missbraucht …?“

10. Januar 2016

Gestern im Auto. Auf der Suche nach dem Sender mit der „richtigen“ Musik. „Atemlos“, nee, weiter, nächster Sender. Ein Reporter fragt: „Wer hat’s gesagt: ‚Wer unser Gastrecht missbraucht, für den gibt’s nur eins: raus, und zwar schnell!‘?“ Nee, wahrscheinlich Söder, Scheuer, oder so, denke ich mir, nächster Sender.

Später. Die Frage lässt mir keine Ruhe. Irgendwie …, keine Ahnung, sagt mir mein Hinterkopf, dass da mal was war …. Neugierig wie ich nun mal bin, habe ich abends zuhause „Gockel“ gefragt, gleich unter „News“. Das Ergebnis:

Was das Gastrecht -- Google160109

Die „Krone“, Österreich? Ok, Klick:

„Wer unser Gastrecht missbraucht, für den gibt es nur eins: Raus, und zwar schnell!“ Nein, dieser Satz kommt nicht von Heinz-Christian Strache, Marine Le Pen oder anderen „Hetzern“. Gerhard Schröder – der sozialdemokratische deutsche Ex-Kanzler – hat diese Forderung genauso in seinem Wahlkampf 1997 vom Rednerpult gedonnert.
Und zwar lange bevor Hunderttausende Kriegs- und Wirtschaftsflüchtlinge über Europas Grenzen marschiert sind, lange bevor Asylwerber in fast allen deutschen Großstädten – so wie auch in Salzburg – Frauen sexuell missbrauchten – sie verhöhnten, ihnen ihre Würde nahmen.
Und 19 Jahre nach Schröders markigem Sprücherl sind wir Europäer noch immer so hilflos wie damals. Die Veganer-, Selfie-, Conchita-Gesellschaft kann mit der jetzt ausgebrochenen Aggression der eben noch so herzlich mit Teddybären, Deckerln und Lunchpaketen empfangenen Fremden nicht umgehen: Radikalität von Rechts trifft jetzt auf Radikalität von Links.
Politische Lichtgestalten fehlen in dieser dunklen Zeit ebenso wie klare, gute Regeln: Jeder Fremde darf in Österreich stehlen, sexuell missbrauchen, Frauen verprügeln, bis er zu mehr als einem Jahr Haft verurteilt wird. Erst dann sollte er rausfliegen. Aber selbst das scheitert: Syrer dürfen nicht in ihr gefährliches Heimatland abgeschoben werden, Afghanen nur in Ausnahmefällen, und Pakistan nimmt seine kriminellen Landsleute auch nicht mehr zurück.
Die Amerikaner, erzählte mir gestern eine derzeit in Wien arbeitende US-Managerin, würden über uns Europäer „nur noch mitleidig den Kopf schütteln“: Wie könne man derart schlicht sein, gemeinsam mit den Opfern eines Bürgerkriegs auch syrische Folterknechte, IS-Terroristen und Hunderttausende junge Wirtschaftsflüchtlinge unkontrolliert ins Land lassen? Eine gute Frage.
Richard Schmitt

Wow. Genau, der Schröder war’s. Damals. Aber mehr überrascht mich dieser populistische  Tonfall von Rrrichard Schmittt. So einen Schreiberling – der in dieser Form auf jede PEGIDA-Bühne passt – würde wahrscheinlich noch nicht einmal „Bild“-Herausgeber Kai Diekmann in seine Redaktion holen. Das soll doch was heißen. Immerhin erreicht die „Krone“ in Österreich als auflagenstärkstes Boulevardblatt, bezogen auf die Größe des kleinen Landes, fast doppelt so viele Leser wie die „Bild“ in Deutschland (lt. Media-Analyse). Nun kann man ahnen, warum die rechtspopulistische FPÖ in Österreich bei den letzten Wahlen rund 20% erzielt hat, während die vergleichbare AfD bei den Umfragen hier bundesweit „nur“ bei rund 10% liegt.

Es lebe die Presse-Meinungsfreiheit – auch wenn Vorurteile bedient und Untertöne als noch so schäbig empfunden werden, dazu (wie bei Schmitt) Aussagen teilweise schlichtweg falsch sind. Schröder hat in einem Zeit-Interview 2000 übrigens folgendes zu seiner Aussage klargestellt: „Ich habe sehr deutlich ausgedrückt, dass diejenigen, die hier Recht und Gesetz brechen, nicht Gäste sein können. … Von Populismus sollte man sprechen, wenn mit Vorurteilen gespielt wird, wenn Tatbestände verfälscht werden, um die Leute emotional zu erreichen. Nicht aber, wenn man sagt, dass der Staat für die innere Sicherheit sorgen muss.“  Wie auch immer, aber genau das macht den Unterschied! Und deshalb sind mir im Zweifelsfall die „Öffentlich-Rechtlichen“ lieber als die Blätter vom Boulevard.

Nr. 398 ^.^

5 Kommentare leave one →
  1. 10. Januar 2016 11:02

    Guten Morgen, schon fleißig? Genau, Schröder war es, ich meine das war im Wahlkampf vor der Landtagswahl Anfang 1998, also bevor er Bundeskanzler wurde. Diese Äußerung hat ihm damals auch Kritik eingebracht, sie sei populistisch, usw.
    Stimmt, gegen die „Krone“ sind die Jungs von der „Bild“ Waisenknaben 😉
    Wir telefonieren … ?!

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  2. 10. Januar 2016 20:09

    Integrieren,ehe wir integriert werden.Sonst wird die Zukunft grausam.

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    • 11. Januar 2016 08:09

      Moin Alois,
      jau. Besser so, oder integrieren bevor sich neben „unserer“ Gesellschaft noch so richtig eine Parallelgesellschaft entwickelt. Ansätze sind bereits da, aber nicht erst seit gestern, die ersten Fehler liegen viel länger zurück und ich hoffe dass „wir“ daraus gelernt haben.
      Viele Grüße von der Ostsee

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