„2204“ ist tot – will ich Antworten?
“Leute, ich versuche seit Jahren authentisch hier zu schreiben. Vielleicht ist das der authentischste Beitrag, den ich je geschrieben haben. Egal, der muss nun raus, den bin ich mir selbst schuldig!”
Vor knapp fünf Jahren, am 22. April 2010, habe ich hier – in dem für mich neuen Blog – das erste Mal über meinen behinderten Sohn berichtet. Es war sein 27. Geburtstag. Seitdem hat es zu dem Schlagwort “2204” noch ein paar Artikel gegeben. Dieser ist nun der letzte. Heute Morgen ist er verstorben.
Der “kleine Mann” ist am 17. Juni 1983, da war er noch keine zwei Monate alt, an einer Virusinfektion im Gehirn erkrankt. Seitdem war er schwer behindert. Im Laufe der Jahre hat er eine PEG bekommen, das ist eine Magensonde, über die Flüssignahrung zugeführt wird. Diese PEG musste jetzt erneuert werden. Normalerweise ein Routineeingriff im Krankenhaus. Gestern Nachmittag. Um 17 Uhr war er wieder auf der Station und alles war gut. Ich sollte heute um halb zehn anrufen, ob er heute wieder nachhause kommt. Um viertel nach neun klingelte mein Telefon: “Wir müssen ihnen leider mitteilen, dass ….” Da sich die diensthabende Ärztin die Todesursache nicht erklären konnte, folgte das in den Fällen übliche Prozedere: Akte an die Staatsanwaltschaft, die hat die gerichtsmedizinische Untersuchung des Leichnams angeordnet, usw..
Auf all das habe ich keinen Einfluss. In meinem “nahen Umfeld” gibt es aber durchaus Interesse an den Antworten auf die Fragen: “Wie konnte das so plötzlich passieren”, usw., usw.? Das halte ich für ganz natürlich. Aber will ICH die Antworten wissen – als sein Vater, als sein rechtlicher Betreuer? Ich weiß, allein die Fragestellung könnte missgedeutet werden. Aber ICH habe immer Angst davor gehabt, mit der endgültig Frage nach dem Abschalten von plötzlich notwendigen (lebenserhaltenden) Apparaturen konfrontiert zu werden. So habe ich heute mehr als einmal gesagt: “Wenn ich als pathologischer Optimist dem Tragischen eines positiv abgewinnen mag, dann das: Einschlafen und nicht wieder aufwachen ist das, was ich mir für den ‘kleinen Mann’ immer gewünscht habe, wenn es mal so weit ist.” Allerdings, jetzt nach knapp einer Flasche Wein, selbstverständlich nur aus rein therapeutischen Gründen, bin ich mir nicht sicher, ob ich jemals dran gedacht habe, dass ein Staatsanwalt darüber entscheidet, “ob es heute so weit war”. Ich hadere mit mir selbst.
Der “kleine Mann” wird eine Lücke reißen, nicht nur in meinem Kalender. Es ist “scheiße” wenn Eltern ihre Kinder überleben. Nach meinem “Ausstieg mit 50” vor sechseinhalb Jahren, auch um mehr Zeit für meinen Sohn zu haben – die ich hatte, und von der ich keine Minute missen möchte – ist heute für mich so etwas wie ein weiterer Lebensabschnitt zu Ende gegangen. Was folgt? Der nächste! Wie? Keine Ahnung! Aber er folgt! Wenn nicht mehr in diesem Blog, dann vllt. im nächsten. Keine Ahnung.
Doch vllt. gibt es noch einen Beitrag, Stichwort “Udo Lindenberg” über seinen neuen Song “Durch die schweren Zeiten”, der wohl erst ab heute (im Radio) gespielt werden durfte. DER PASST!
Wie gesagt: “Ich versuche seit Jahren authentisch hier zu schreiben …”, s. o.
Nr, 411 – heute ohne ^.^
Trackbacks
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Das tut mir von Herzen leid lieber Sven.
Liebe Grüße von Mathilda ❤
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Danke.
https://sven2204.wordpress.com/2016/03/13/eight-bells-and-all-is-well-sagt-der-opa/
Viele Grüße!
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Daß ich mal die erste sein werde, die dir hier schreibt….
Es tut mir unendlich leid, dies hier lesen zu müssen – und ich kann deinen Blog soooo gut verstehen. Dieser Verlust wird eine große Lücke reißen. Es kam jetzt doch etwas plötzlich und unerwartet, daß „der kleine Mann“ gehen mußte (durfte?)
Mein Vater ist heute 82 geworden, – er möchte so gern gehen. ….
Ich denk an dich und schicke dir eine Umarmung von mir zu dir! Alles Gute
Vera
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Danke.
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Viele Grüße!
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Mein tiefstes Mitgefühl
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Es tut mir so leid diese Nachricht lesen zu müssen. Ich kann sehr gut nachvollziehen, was du geschrieben hast und versuchen mit zu fühlen wie du dich gerade fühlen könntest!
Der „Kleine Mann“ wird dir fehlen!
Ich schicke dir eine Umarmung von mir zu dir
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Lieber Sven, mein herzliches Beileid.
Viel Kraft für Dich und Deine Familie.
Liebe Grüße von der Beobachterin
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Danke.
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Viele Grüße!
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Das tut mir leid. Mir kommen gerade die Tränen.
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Danke.
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Viele Grüße!
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Mein herzliches Beileid ♥
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Danke.
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mein aufrichtiges Beileid ,Sven ,wenn nun mal am Meer sein sollte lasse ich für deinen Sohn einen Stein über die Wellen ditschen ,versprochen
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Danke.
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Oh, tut mir leid. Alles Gute.
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Danke.
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Mein Beileid. Wir telefonieren? Rufe mich einfach an, wenn du magst. Ich drücke dich.
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Danke.
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Viele Grüße!
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Auch an dieser Stelle: „Unser Beileid, ‚Alter'“.
Ich kann dich verstehen, wenn du „gewisse“ Antworten vielleicht lieber nicht haben möchtest und du es bei dem, wie es nun war, bewenden lassen möchtest. Im Moment. Es kann aber sein, dass die Fragen später in dir selbst wieder kommen. Vielleicht ist es in dem Moment besser, Antworten parat zu haben. Das ist aber nur meine Erfahrung.
Wir sehen, hören, schreiben uns. Grüße von uns aus deiner alten Heimat – und in deiner neuen wirst du auch jetzt einen neuen Weg für dich finden. So kenne ich dich, so wird es sein.
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Danke.
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Das tut mir sehr leid. Wünsche dir viel Kraft!
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Danke.
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Mein lieber….. traurig habe ich heute Deine Nachricht erhalten und musste in Sekunden an all die vielen Dinge denken, die Du mir von Deinem Sohn erzählst hast….
Auch an die Zeiten Deines Hoffen und Bangens in vielen anderen Situationen.
Auch wenn ich mich hier bei WP rar gemacht habe, möchte ich Dir ein paar Zeilen hinterlassen.
Ja, das Schrecklichste was Eltern passieren kann ist ihre Kinder zu überleben . Und ja, Es ist Scheiße!!!
Die Flasche Wein hast Du mit Recht vernichtet. Eine Antwort…wenn wir die doch alle bekommen könnten. Jegliche Wörter des Trostes reichen nicht aus, um Deinen Verlust zu mindern. Aber Du sollst wissen, dass wir in Gedanken bei Dir und Deiner Familie sind.
Fühle Dich ganz lieb gedrückt und geknuddelt. Wir telefonieren!!
Ganz liebe Grüße von meinen Kids und mir.
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Danke.
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Viele Grüße!
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Es tut mir so unendlich leid ….kein Wort wird helfen, aber fühl dich gedrückt …ganz feste
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Danke.
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Aufrichtige Anteilnahme.
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Danke.
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Viele Grüße!
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Ich habe es erst heute gelesen. Keine Worte habe ich. Ausgerechnet ich. Eine „Schreibertante“.
Doch ich weiß, ich werde es in mir wälzen.
Was entsteht, werde ich Dir schicken.
Danke, dass Du uns an Deinen Gefühlen und Deiner Trauer teilhaben lässt.
Liebe Grüße und bis ganz bald.
Sylvia
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Moin,
das ist heute eine der „vergessenen Antworten“: Danke!
Wenn einer „Schreibertante“ die Worte fehlen, dann ist das wie bei einem Architekten, dem zu viel einfällt? Na ja, oder so ähnlich 😉
Ja, es ist eben wie es ist. Nach den Gutachten der Staatsanwaltschaft geht es nun gerichtlich weiter. Das für mich möglichst kurz und bündig, damit ich den Tod meines Sohnes auch so einsortieren kann, wie es angemessen ist.
Solange der Verdacht von Fehlern und Unterlassungen im Pflegeheim und in der Klinik noch im Raum stehen, funktioniert das leider nicht.
Grüße aus Scharbeutz
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Ich drücke Dir die Daumen. Hältst Du uns auf dem Laufenden?
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Ja, ich denke mal, ja. Sicherlich werde ich noch einen Beitrag schreiben, wenn das Verfahren abgeschlossen ist.
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… für mich ist Sprachlosigkeit momentan die einige Antwort…
…. ein Mutterherz das mit dir – mit euch trauert ….
M.M.
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Danke M.M.
Ja, jetzt ein Jahr später – gut fühlt sich anders an. …
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Ich kann dich so gut verstehen.
Es ist das Schlimmste wenn Eltern
ein Kind ins Lichtschloss Gottes gehen lassen muss…
es tut mir so leid.
Kraft und Segen!
M.M..
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