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Auf der Suche nach den guten „good News“

15. April 2016

Es regnet.

Es fing an mit Böhmermann. Nein, dazu will ich hier jetzt nichts mehr sagen, aber damit fing es nun mal an. Ilanah schrieb in ihrem Kommentar zu meinem Beitrag: “ … Es ist lächerlich, so ein Aufhebens darum zu machen, als hätten wir keine anderen Probleme, die dringend angegangen werden müssten. …“ Und später sagte eine langjährige Freundin zu mir am Telefon: „Das ist doch Bullshit. Das sollen die Gerichte entscheiden und nicht der Boulevard. Schau in die Zeitung und du kannst jeden Tag sehen, dass wir wahrlich andere Probleme haben, als uns damit auseinanderzusetzen, ob sein blödes Gedicht nun noch Satire ist oder nicht.“

Monopoly-gehe-ins-Gefängnis

Stimmt. Mal abgesehen davon, dass es im Fall Böhmermann um nicht mehr und nicht weniger geht, als um die Auslegung der Grundrechte aus dem Art. 5 GG. Aber lassen wir das mal. Mit Blick auf die regelmäßig von mir besuchten Online-Portale von SPON, SZ & Co. sieht es so aus, als wenn das Leben in unserer Gemeinschaft nichts anderes ist, als eine Anhäufung von Widrigkeiten, Unzulänglichkeiten und strafbaren Handlungen. Das Böse & Schlechte hat sich vereint. Aber ist das wirklich so? Ich sage mir, dass es auch sehr viel Schönes im Leben gibt und frage mich, wo ich das finde? Wo sind die guten Nachrichten?

Von meinem Journalisten-Freund habe ich gelernt, dass die „bad news are good news“ sind. Warum? Weil sich die Leser und Zuschauer wie die Geier darauf stürzen. Erscheint in dem Moment doch das eigene – vermeintlich – unvollkommene Leben gar nicht so schlecht, denn anderen geht es noch schlechter. Das ganze teilweise in Kommentaren gepaart mit unsäglicher Häme und spürbarer Genugtuung, wenn endlich dieses oder jenes passiert, bspw. wenn jemand dem Türken Erdogan eine Lehrstunde erteilt oder Hoeneß wegen Steuerhinterziehung ins Gefängnis muss. „Die haben das verdient!“

Wie bei Monopoly. „Gehe in das Gefängnis, gehen sie nicht über Los, ziehen sie keine 4.000 Mark ein.“ Oder so ähnlich. „Das hat er nun davon, dass er mich eben in der Schlossallee mit einer total überhöhten Miete abgezockt hat.“

Ich mache mich auf die Suche nach den guten „good news“. Zur Rentenentwicklung lese ich, dass die „systematische Zuwanderung das Problem mathematisch lösen“ würde. Ah ha. Toll.  Nächste Seite. Die Grünen kritisieren Gabriels Ägypten-Reise. Ach so. Und ein Spanischer Minister tritt wegen Panama Papers zurück. Interessant. Nächste Seite. Flüchtlinge sterben bei Kämpfen an der syrisch-türkischen Grenze. Das ist traurig. Und ein US-Staranwalt erhöht den Druck auf VW. Damit war zu rechnen. Noch eine Seite. „Wir haben auf einmal Schiss bekommen“. Wer? Ach ja, Dortmund, der BVB gestern Abend. Schade eigentlich. So, sind das gute Nachrichten? Wahrscheinlich liegt die Antwort im Auge des Betrachters. Für mich nicht unbedingt.

Aber wo finde ich gute Nachrichten? Sicherlich in dem ein oder anderem Blog. Es gibt ein paar, mit einer durchaus positiven Grundeinstellung. Ein paar. Ich will aber weiter bei den Medien bleiben, bei denen, die für das Schreiben bezahlt werden. Ich versuche es im regionalen Bereich. Festivalinsel Fehmarn fehlen Hotels. Probleme eines Tourismusdirektors. Ok, weiter. Flüchtlingsbeauftragter der Kirche mit Arbeit gestartet. Das ist gut. Ich starte immer mit dem Auto – zur Arbeit. Ein letzter Versuch: Heiraten beim Kurdirektor? Ich gebe auf.

Es regnet immer noch.

Entgegen meiner Gewohnheit schaue ich mal, was auf dem Boulevard so los ist. Bayern gegen Barca-Schocker Atlético. Das wird spannend. Weniger spannend hingegen ist zu wissen, welche TV-Sternchen noch Jungfrau sind … und es ist NICHT ihr Sternzeichen. Um das zu wissen, müsste ich ein Abo abschließen – dann könnte ich das Geld auch zum Fenster raus schmeißen. Manche tun das ….

Mein Bedarf an „news“ ist für heute gestillt. Ich gehe in Anbetracht des Wetters lieber auf’s Sofa und lese ein Buch.

Shit-Wetter. Und in dem Fall ist diese „bad news not a good news“ – und eine „new news“ auch nicht.

Nr. 422 ^.^

13 Kommentare leave one →
  1. 15. April 2016 18:38

    Genau, darum geht es: Um nicht mehr und nicht weniger, als um die Auslegung der Grundrechte aus dem Art. 5 GG !!
    Wenn es die Merkel schon nicht schafft, sich schützend vor deutsche Künstler zu stellen und damit einen Kniefall vor einem Despoten wie Erdogan macht, dann ist es unsere verdammte Pflicht sich für unsere Grundrechte einzusetzen.

    Principiis obsta – wehre den Anfängen, sage ich nur!

    Es ist eine Realsatire, dass Merkel den unseligen Majestätsbeleidigungsparagrafen 103 abschaffen will, aber erst nachdem die Gerichte über Böhmermann geurteilt haben.
    Dabei ginge eine Streichung aus dem Strafgesetzbuch ganz schnell, meines Wissens haben die Grünen einen solchen Antrag bereits eingereicht und eine Mehrheit hätte sie allein mit der SPD, den Grünen und den Linken auch!
    Ich stimme voll und ganz mit den beiden verantwortlichen SPD-Ministern Steinmeier und Maas überein, die die Zustimmung der Bundesregierung nicht erteilt hätten und es kommt nun nur dazu, weil Merkel von ihrer Richtlinienkompetenz Gebrauch gemacht hat. Kompetenz sieht für mich anders aus!
    Sicher soll ein Gericht entscheiden. In einem Rechtsstaat steht es jedem frei, ein Gericht anzurufen. Das hat Erdogan auch getan, er hat einen Strafantrag wegen Beleidigung gestellt. Das reicht doch. Damit wird entschieden.
    Die Zustimmung von Merkel, dass nun auch über die Majestätsbeleidigung geurteilt wird, ist ohne Not entstanden. Nein, Merkel hat sich selbst in eine Zwickmühle gebracht. Sie hat Böhmermann mit ihrer Beurteilung „bewusst verletzend“ vorverurteilt – als Kanzlerin, nicht als Privatperson wohlgemerkt.
    Das ist heute keine Sternstunde für die Freiheit der Kunst und die der Meinung. Pfui Frau Merkel!
    SMS

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    • 16. April 2016 08:14

      Moin.
      Genau, die Gerichte sollen entscheiden. Entgegen deiner Meinung bin ich jedoch der Auffassung, dass auch die Urteilung über die Majestätsbeleidigung (§ 103) im Rahmen unserer Gewaltenteilung von Gerichten erfolgen soll, und nicht von der Politik.
      Ansonsten bin ich deiner Meinung, dass sich Merkel selbst in die Zwickmühle gebracht hat. Und ob es zu einer „schnellen“ Abschaffung des § 103 kommt, liegt vllt. am Bundestag selbst. Nicht Merkel schafft den Paragraphen ab, sondern der Bundestag. Er könnte also gegen Merkel entscheiden, die wohl die Abschaffung erst 2018 will. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob die schnelle Abschaffung zu einer Einstellung des Verfahren (nur nach § 103) führen würde. Es gibt zwar den Grundsatz „keine Bestrafung ohne Gesetz“, aber zum Tatzeitpunkt gab es den Paragraphen und gestern hat die Kanzlerin ja nun die Justiz ausdrücklich ermächtigt, danach zu ermitteln.
      Warten wir es ab.
      Ich sehe es so: Gewaltenteilung -> Freispruch = Lehrstunde für Erdogan!
      Viele Grüße

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  2. 15. April 2016 19:35

    https://smsmedien.wordpress.com/2016/04/15/principiis-obsta-wehre-den-anfaengen/
    Noch ein Satz zu deiner Suche nach den „guten good news“: Egal was du darunter verstehst und wonach du gesucht hast, die Zeitungen wären voll davon, wenn es die Leser interessieren würde. Denn kein Journalist kann davon leben etwas zu schreiben, was keiner liest.
    🙂 SMS

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  3. 15. April 2016 23:32

    Es gibt sie, die guten Neuigkeiten, aber man enthält sie uns einfach vor.

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    • 16. April 2016 08:20

      Moin,
      ja. Aber wie mein Freund S. schreibt, weil sie „keinen“ Leser interessieren. Oder so ähnlich.
      Also lass uns offenen Auges durch das Leben gehen und die guten Sachen selbst sehen 😉
      Viele Grüße und schönes Wochenende

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      • 20. April 2016 00:24

        Das stimmt leider.
        Es gab Ende der 80er in München mal zwei Studenten, die wollten eine Zeitung rausbringen mit nur guten Nachrichten. Nach einem halben Jahr mussten sie aufgeben, weil keiner das lesen wollte 😦

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  4. 16. April 2016 19:45

    Ok, will mal sagen, das das Wort „Ficken“von Ingo Appelt entschärft und Salonfähig wurde, wenn man aber, egal welchen Stautus der Mensch auf dieser Welt hat einen Ziegen Ficker nennt oder anders beleidigt habe ich dafür auch kein Verständnis, tut mir Leid,
    Das das politisch behandelt wird verstehe ich auch nicht, soll der Herre Erdoan ihn doch anzeigen und gut ist, das ist doch sein gutes Recht, da hätte ich mich als Merkel garnicht dazwischen gestellt
    Gut ich wünsche dir ein schönes Wochenende.
    Lucian

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    • 28. April 2016 20:01

      Ups, ich wünsche dir jetzt auch ein schönes Wochenende, 2 Wochen später 😉
      Stimmt, was den salonfähigen Sprachgebrauch betrifft, hat sich im Laufe der Jahre einiges geändert, teilweise mit gerichtlicher Genehmigung. So sehen viele Gerichte in dem Wort „Bulle“ keine Beleidigung mehr für Polizisten, sondern sehen das als Alltagssprache an und dass man Soldaten als Mörder bezeichnen darf, hat das BVerfG erklärt.
      Und bei allem wird es wohl immer wieder die Frage geben, was im Rahmen der Meinungs-, Presse- und Kunstfreiheit erlaubt ist und was nicht.
      Warten wir’s ab 😉
      Viele Grüße

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  5. 19. April 2016 20:15

    Das mal zum Thema „andere und wichtigere Probleme“

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  6. 23. April 2016 17:12

    Negativ fällt mir auf, dass immer mehr Journalisten sich nicht auf die reinen Tatsachen berufen um einen Bericht zu verfassen, damit sich der Leser selber ein Bild machen kann, sondern bereits auch bereits den Schuldigen verurteilen. Je nach Boulevard-Blatt ist dann entweder die eine oder die andere Seite schuld. Diese Vorverurteilungen werden zum Teil sogar verfasst ohne sich über die rechtlichen Grundlagen schlau gemacht zu haben.Dies geht mir zu sehr über das Ziel hinaus. Guter Journalismus soll die Menschen aufklären – nicht beeinflussen.

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    • 28. April 2016 20:18

      Was die Boulevardblätter angeht, sind die gut im Suggerieren von Meinungen, da bin ich bei dir.
      Aber manchmal passieren auch außerhalb des Boulevards Dinge, die nicht passieren dürfen: Lese bitte mal die Zeilen unter dem Polizei-Bild: -> KLICK
      Alles ging aus vom ersten Artikel in den Kieler Nachrichten (?) und wurde von anderen Zeitungen / Presseagenturen ungeprüft übernommen. Will man in diesem Fall der Kieler Zeitungs-Redaktion einen Vorwurf machen, weil sie die Quelle „Polizei“ nicht verifiziert haben? Dennoch: Qualitätsjournalismus ist was anderes – d. h. nach den Maßstäben soll jede Quelle bestätigt sein, oder man nutzt den Konjunktiv mit Verweis auf die Quelle.
      Tja, und so passieren Vorverurteilungen … und die Richtigstellungen gibt es später als Randnotiz.
      Viele Grüße aus dem Schlechtwettergebiet 😉

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