Der verhaltensgestörte Mann (Donald Erdogan)
Vor einigen Tagen habe ich einen jungen Mann kennen gelernt. Er ist „verhaltensgestört“, so nennen es die Eltern. Wieder merke ich, dass die Angehörigen von Betroffenen mit dem Begriff weniger Probleme haben als manche Heil-Pädagogen, die heute eher von „Verhaltensoriginalität“ oder „Auffälligkeiten“ sprechen. Egal, der junge Mann gilt als „nicht normal“. Mit einem Schmunzeln fragen wir uns, wer überhaupt bestimmt, was „normal“ ist und was nicht. Aber das ist ein anderes Thema.
Die Eltern erzählen, dass die Unterschiede im Verhalten gegenüber seiner Zwillingsschwester mit zunehmendem Alter immer auffälliger wurden. Heute wissen sie, dass die Ursache der Symptome ein Gen-Defekt ist.
Auf dem Nachhauseweg geht mir das Treffen weiter durch den Kopf. Einmal mehr ist deutlich geworden, wie wichtig für diese Menschen feste Regeln sind und dass bei Missachtung Grenzen, bestenfalls mit Handlungsalternativen, aufgezeigt werden. Nötigenfalls müssen Konsequenzen nicht nur angedroht, sondern, ganz wichtig (!), auch wahr gemacht werden. Und zwar von allen Beteiligten gleichermaßen. Im „Verhalten gestörte Menschen“ reagieren seismografisch auf Unterschiede zwischen den Eltern, Betreuern, usw. – und nutzen das rigoros aus! Wohlgemerkt, das sind alles nur Symptome – die für bzw. bei den Betroffenen „ganz normal“ sind.
Ich weiß nicht warum, aber in dem Zusammenhang fallen mir zurzeit besonders zwei prominente Politiker ein. Aus europäischer Sicht sind sie im Verhalten „mindestens auffällig“ und haben „die Grenzen des normalen Umgangs“ weit überschritten. Konsequenzen? Ja, nein, der eine so, der andere so. Europa? Der Historiker Heinrich August Winkler sagte vor einigen Tagen im DLF: „Die EU ist nicht mal mehr eine Wertegemeinschaft“
Warum nicht? Weil das Verhältnis untereinander auch „auffällig gestört“ ist?! Um zu versuchen, das zu verstehen, muss man wohl viel Verständnis aufbringen ….
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Meine Tochter fragte mich immer wieder „was ist denn normal?“, wenn ich an so manchem Verhalten mancher Menschen manches Mal fast verzweifelte.
Das hast du hier so super geschrieben, zum nach- oder auch umdenken anregend und ist ja auch zur Zeit so manches bzw mancher…. auffällig gestört!😒
Liebs Grüßle🌞
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Eine gute Bekannte von mir sagte immer den sehr wahren und klugen Satz
„Die sog. Normalen, das sind die, die eigentlich krank sind“.
Traurig, dass wir Leute, die anders sind, stigmatisieren.
Kommt wohl daher, dass wir es nicht verstehen.
Ich mag Trump und Erdogan auch nicht.
Ich versuche zu verstehen, wie sie wurden, was sie sind.
Leider hilft mir das nicht arg weiter, außer dass es mich darin bestärkt, dass wir alle an den Wurzeln anfangen müssen, also bei den Kindern, den Kleinstkindern, damit wir nicht wieder und wieder und wieder solche Typen hervorbringen.
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Moin Ilanah, dir kann ich auch nur das schreiben, was ich eben „Hanneweb“ geschrieben habe. Das müsste hier drunter stehen ….
Viele Grüße aus Scharbeutz
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Moin, Antwort kommt spät, aber sie kommt – Enkelkind hatte Vorrang;)
Ich weiß nicht, wie ich heute mit dem ganzen Thema umgehen würde, wenn ich mich nicht vor über 30 Jahren hätte damit auseinandersetzen müssen und seitdem viel erlebt, sprich Erfahrungen gesammelt hätte. Heute betreue ich als „Rentner“ quasi im Nebenjob Menschen mit Behinderungen jeglicher Art. Das heißt immer wieder sich neu auf den jeweiligen Menschen einzustellen und nichts persönlich nehmen. Diese Professionalität gehört auch dazu, auch wenn man manchmal mehr möchte ….
Grüße aus Scharbeutz
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Ja ,zur Zeit ist unsere Welt leider total aus den Fugen,da kann man vieles nicht mehr verstehen.LG.Erika
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Moin Erika,
ja, ein Schüler sagte mir am Montag in Bezug auf Trump, Erdogan und andere „Katastrophen“: „Das Leben ist zurzeit wie eine Wundertüte. Jeden Tag gibt’s eine neue Überraschung.“
Ich habe nur genickt 😉
Viele Grüße von der Ostsee!
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Ich bin auch am überlegen mal wieder einen Blogbeitrag in meinen „Sonntagsgedanken“ zu schreiben. Thema: wieviel Wahnsinn(ige) verträgt die Welt.
Kim, Donald und Recep – die sind schon eine Hausnummer in Sachen Verhaltensoriginell..
Da ich aber meinen Blog auch als Referenz für Bewerbungen nutze bin ich momentan mit politischen Themen eher zurückhaltend.
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Bei dir antworte ich nicht mehr. Nachher schreibe ich was anderes, als ich dir am Telefon dazu gesagt habe 😉
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Ein Bericht zum Nachdenken. Interessant und berührend geschrieben. Ja, vielleicht bräuchten gewisse mächtige Menschen klare Grenzen, aber wer setzt sie?
Einen herzlichen Gruss. Priska
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Moin Priska.
Das ist eine berechtigte Frage. Bezogen auf die „gewissen mächtigen Menschen“ biete ich dir zwei Antworten an 😉
1. Was die EU betrifft, sollten die „Europäischen Institutionen“, als EU-Parlament, EU-Rat oder EU-Kommission die Grenzen setzen. Na ja …, das verbuche ich unter Wunschdenken.
2. Grenzen können wir als „aufrechte Demokraten“ setzen. Nicht nur an der Wahlurne. Blöd nur, dass „gewissen mächtigen Menschen“ demokratisch – ok, mehr oder weniger – gewählt worden sind – und viele unter uns wiederum (deshalb) Ängste haben, mit denen die Populisten Stimmung machen und mit denen sie einfache Antworten auf eine komplizierter gewordene Welt vortäuschen.
Und nu? 😉
Viele Grüße aus Scharbeutz
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