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Bodenständig, ehrlich und zuverlässig

7. Mai 2017

– das sind die Menschen im echten Norden. So steht es jedenfalls auf der Seite des SH-Landesportals.

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Nun ist das mit einer Selbstbeschreibung immer so eine Sache. Als „Ostholsteiner mit niedersächsischem Migrationshintergrund“ füge ich „selbstbewusst“ hinzu. Oder wie soll der niedersächsische Ostfriese oder der Meck-Pommer das mit dem „echten Norden“ verstehen? Leben die im „falschen Norden“?

Ich sag‘ mal …: „Die Menschen in Schleswig-Holstein, Meer links, Meer rechts, oben Dänemark, unten Hamburg, sind manchmal schon etwas skurril. Die unmittelbaren Nachbarn sind ihnen wichtiger als das ferne Berlin, oder das noch fernere Brüssel. Und recht zufrieden sind sie mit alledem und sich selbst.“ Zumindest weist letzteres seit Jahren der „Glücksatlas“ der Deutschen Post so aus. Vielleicht liegt es an der gemeinsamen Geschichte mit den Dänen – die zu den zufriedensten Menschen überhaupt zählen.

Egal. Als ich vor fast sechs Jahren meinen Wohnsitz nach OH verlegte, musste ich mich erst einmal an so manche „Eigentümlichkeiten“ der Menschen hier gewöhnen. Gerade gibt es die Prognose zur heutigen Landtagswahl. Obwohl vorher eine große Zufriedenheit mit der bisherigen Landesregierung kolportiert wurde, haben die Wähler die „Küstenkoalition“ (SPD, Grüne, SSW) abgewählt. So sind sie. „Zufrieden“ heißt erst einmal nur: „Dat haar noch veel leger warn kunt!“ (Hochdeutsch: Das hätte auch alles viel schlimmer werden können – angesichts der Ein-Stimmen-Mehrheit über fünf Jahre eine berechtigte Sorge).

SH-Wahlplakate-2017-Albig-Günther

Nun wird der nächste Ministerpräsident in SH wohl Daniel Günther heißen. Oder „Daniel XV“, denn wenn ich richtig mitgezählt habe, wird er der 15. MP in SH. Mehr kann meines Wissens kein anderes Bundesland aufweisen. Auch das ist Schleswig-Holstein.

SH-Wahlplakate-2017-Kubicki

Vielleicht haben die CDU/Günther und die FDP/Kubicki den „schlaueren“ Wahlkampf geführt. „#anpacken“ war auf den CDU-Plakaten zu lesen und Kubickis „Wollen reicht nicht. Man muss es auch können.“ geht in die gleich Richtung. Das passt zu den Menschen hier: „Nich lang snacken!“

Hat Noch-MP Torsten Albig zu viel „gesnackt“? Ein Bekannter meinte neulich zu mir: „Der Albig ist doch klötenlahm!“ – was ausdrücklich politisch und nicht biologisch gemeint war.

Bleibt das gute Ergebnis der Grünen und der FDP – über dem Bundestrend. Das liegt wohl weniger am Programm als an den Köpfen: Habeck und Kubicki, die beide hier im Land eine Popularität haben, die sich andere nur wünschen. Nicht nur Politiker. Spannend mit der Regierungsbildung wird es trotzdem: Neben dem SSW (fallen als Dänische Minderheit nicht unter die 5%-Hürde) ist leider auch die AfD im zukünftigen Kieler Landtag vertreten, die Piraten sind raus und die Linke hat es wieder nicht geschafft. Und nun? „Jamaika?“ (CDU, Grüne, FDP) Als Kubicki vor fünf Jahren davon sprach, meinte SPD-Stegner: „Das spricht eher für zu viel Jamaika-Rum.“ Diesmal wird man diese Worte sicher nicht hören. Theoretisch wäre zwar auch die „Ampel“ (SPD, Grüne FDP) denkbar, aber daran glaube ich nicht. Es wäre die einzige Möglichkeit, dass „Torsten XIV“ MP bleibt und „Daniel XV“ noch warten muss. Eine „GroKo“ schließe ich persönlich aus.

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Ach ja. Aber wisst ihr was? Wenn ich so wie heute mit einem Eis ganz zufrieden am Strand sitze, dann denke ich mir angesichts anderer Wahlergebnisse: „Na denn man tau, dat haar noch veel leger warn kunt!“

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19 Kommentare leave one →
  1. Doris permalink
    8. Mai 2017 06:48

    Guten Morgen aus deiner alten Landeshauptstadt.
    In deiner neuen Landeshauptstadt tut sich ja einiges.
    Im Radio – NDR2 – habe ich gerade von Ilka Petersen gehört, dass sie euren Albig wegen seines Spruchs „er konnte sich nicht mehr mit seiner Frau auf Augenhöhe unterhalten“ … und hat deshalb eine Neue, auch nicht gewählt hätte. Überhaupt sollen – deshalb – viele Frauen nicht SPD-Albig sondern den CDU-Günther gewählt haben. Also ich hätte solch einen selbstgefälligen Menschen auch nicht gewählt! Nun hat er die Quittung bekommen. Gut so.
    Bist du auch schon von der „Skurralität“ infiziert, oder kommt dein „nierdersächsischer Migrationshintergrund“ noch durch? 😉
    Lass uns mal wieder telefonieren, bin mittags vom Arzt zurück.
    LG aus H

    Gefällt 1 Person

  2. Albert aus SH permalink
    9. Mai 2017 20:49

    Gruß vom Albert. Es folgt ein Kommentar von Claudia Spiewak, Chefredakteurin des NDR Hörfunks, dem ich nichts hinzuzufügen habe – außer dass ich bei Albig nicht so moderat gewesen wäre:

    Das hatte wohl kaum jemand in dieser Deutlichkeit erwartet: Klarer Sieg nach Punkten für den Herausforderer Daniel Günther. Auch wenn die Umfragen der letzten Wochen bereits eine Aufholjagd des Christdemokraten signalisiert hatten, so ist das Ergebnis doch eine kleine Sensation. Denn der erst vor einem halben Jahr gekürte Spitzenkandidat der CDU war für viele Schleswig-Holsteiner ein politischer Nobody.
    Doch Günther nutzte die knappe Zeit für einen agilen und pointierten Wahlkampf. Er überzeugt im persönlichen Auftreten und setzte mit seinem Team offenbar die richtigen Themen: Schneller Ausbau der Verkehrsinfrastruktur und Abkehr vom Turbo-Abitur. Das zündete, obwohl die Union selbst seinerzeit die umstrittene Verkürzung der Schulzeit an Gymnasien beschlossen hatte. Auch auf die Frage, wie er denn eine Regierungsmehrheit schaffen wolle, hatte der Spitzenkandidat im Wahlkampf eine Antwort: Jamaika, also ein Dreier-Bündnis mit FDP und Grünen. Ob sich das jetzt realisieren lässt, werden die Verhandlungen zeigen.
    Rein rechnerisch ist auch eine SPD-geführte Ampel möglich. Schwer vorstellbar, dass sich die Freidemokraten dafür gewinnen lassen. Sie legten bei dieser Landtagswahl deutlich zu und sind jetzt zweistellig. Ein Erfolg, für den vor allem Wolfgang Kubicki steht. Der will den Wechsel in Kiel und ist eher bereit, den Grünen in einem CDU-geführten Bündnis entgegenzukommen, als Torsten Albig zu einer zweiten Amtszeit zu verhelfen.
    Ankommen wird es aber vor allem auf die Grünen. Sie wollten die Fortsetzung der Küsten-Koalition und haben erneut ein ebenfalls zweistelliges Rekordergebnis erzielt – und das gegen einen negativen Bundestrend. Die Klatsche für Torsten Albig und seine Sozialdemokraten allerdings können die Grünen nicht ignorieren.
    Die Wählerinnen und Wähler in Schleswig-Holstein haben die Küsten-Koalition abgewählt, und das trotz einer ordentlichen Regierungsbilanz. Die Verantwortung dafür trägt vor allem Ministerpräsident Torsten Albig. Er hat auf den Amtsbonus vertraut und sich dabei gründlich verschätzt. Denn gerade ihm ist es offensichtlich nicht ausreichend gelungen, Wählerinnen und Wähler zu überzeugen. Zudem fehlte den Sozialdemokraten das zentrale Wahlkampf-Thema. Das 100-Euro-Versprechen für Kita-Eltern reichte nicht aus, um den Slogan „Mehr Gerechtigkeit für alle“ mit Leben zu füllen.
    Jetzt spricht alles für einen bevorstehenden Regierungswechsel in Kiel. Für die Sozialdemokraten im Bund ist das nach dem Rückschlag im Saarland und knapp fünf Monate vor der Bundestagswahl eine weitere bittere Niederlage. Auch wenn beide Bundesländer zusammen vergleichsweise wenige Wahlberechtigte stellen, so geht es nicht nur um Zahlen, sondern auch um Stimmungen: Schulz-Effekt war gestern, das Barometer steigt, und zwar zu Gunsten von Angela Merkel und der Union. Jetzt kommt es auf Nordrhein-Westfalen an. Verliert Hannelore Kraft am kommenden Sonntag gegen CDU-Herausforderer Armin Laschet, dann könnte das eine Vorentscheidung für den Ausgang der Bundestagswahl am 24. September sein.

    Gefällt 1 Person

    • 18. Mai 2017 10:08

      „Verliert Hannelore Kraft am kommenden Sonntag gegen CDU-Herausforderer Armin Laschet, dann könnte das eine Vorentscheidung für den Ausgang der Bundestagswahl am 24. September sein.“
      So ist es und so wird es sein. Ahne ich jedenfalls 😉

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  3. Albert aus SH permalink
    9. Mai 2017 21:05

    Eins Satz noch: Es hätte wirklich alles viel schlimmer kommen können, nämlich wenn die AfD ein zweistelliges Ergebnis erzielt hätte oder gar drittstärkste Partei geworden wäre. Eben das ist auch Schleswig-Holstein, dass das nicht passiert ist.

    Gefällt 1 Person

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