II. Den Schleswiger und den Holsteiner …
… als solchen gibt es unter den hier lebenden Menschen zwischen den Meeren ja so gut wie nicht mehr:
-> I. Der Schleswiger und der Holsteiner …
Selbstbewusst spricht der Schleswig-Holsteiner heute vom echten Norden, hat es nicht so mit den Institutionen, ist beim Wählen zuverlässig unzuverlässig, hat keinen Gottesbezug in der Landesverfassung und so wie so ist heute rund jeder Zweite konfessionslos. Und sie sind glücklich damit.
Bei den Kommunalwahlen, wie vergangenen Sonntag, haben hier Wählergemeinschaften immer gute Chancen – solange sie nur laut für oder gegen etwas sind. Und Bürgermeister müssen zu gefallen wissen, dann können sie lange im Amt bleiben. Aber wehe wenn …, dann sind sie auch schnell wieder weg vom Fenster. So wie Hatice Kara, Bürgermeisterin von Timmendorfer Strand. Man tuschelt, sie habe dem Gemeinderat nicht genug nach dem Maul geredet. Ein Fehler, denn Gemeinderäte nehmen sich hier immer wichtiger als sie sind. So ist hier auch Parteienhopping Usus. Man kann davon ausgehen, dass kaum ein Gemeinderat am Ende einer Wahlperiode noch die Mehrheitsverhältnisse hat wie direkt nach der Wahl. Die einen nennen so etwas dickköpfig, andere bodenständig. Ich sag‘ mal, die sind hier dickköpfig bodenständig. Aber nur, solange es um die eigenen Belange geht.
Das offizielle Endergebnis spiegelt denn auch nur die halbe Wahrheit wieder, weil es sich lediglich auf die Ergebnisse der elf Kreistage und vier kreisfreien Städte bezieht. In den Gemeinden sieht es meist anders aus: Auf meiner Insel Fehmarn haben zwei Wählergemeinschaften insg. 29,4% geholt (SPD als stärkste Partei 28,0%), im hier benachbarten Timmendorfer Strand erzielten zwei WG sogar 35,5% (CDU als stärkste Partei 27,2%) und bei mir in Scharbeutz eine WG 19,4% (CDU als stärkste Partei 34,4%). In der Lübecker Bürgerschaft sind zukünftig sogar elf Parteien / Wählergemeinschaften vertreten. Einfache Mehrheitsfindungen sehen anders aus.
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Zu Frau Kara: Mir wurde gesagt, und so ähnlich habe ich es heute im Ostholstein-Teil der LN gelesen, der politische Diskurs sei von der Sachebene ins Persönliche abgedriftet, auch über die sozialen Medien, und Frau Kara soll zur Rechtfertigung eigenen Handelns Mails ohne Einverständnis der Schreiber ins Netz gestellt haben. Selbst wenn Kommunalpolitiker in ihrer Selbstherrlichkeit nicht immer ganz fair mit ihr umgegangen sein sollten, Vertraulichkeiten zu missachten geht nicht. Das geht schon gar nicht in Timmendorfer Strand, wo sich offenbar einige immer noch den verstorbenen Bürgermeister Volker Popp zurück wünschen, mit dem sie so manchen Deal aushandeln konnten. Mit dem neu gewählten Robert Wagner zieht nun ein Bürgermeister ins Rathaus ein, der vielleicht eher dem proppschen Ideal entspricht als Kara es je sein konnte und wollte. In sechs Jahren wird wieder gewählt.
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Wiedervorlage 2024 – na denn 😉
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