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Zurück aus der Vergangenheit

31. Mai 2018

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Oder Alte Heimat vs. Neue Heimat. Als „Oppa“ sehe ich zu, mindestens einmal im Monat mein Enkelkind in meiner Alten Heimat zu besuchen. Natürlich fahre ich auch gerne aus anderen Gründen runter, andere würden sagen hoch, weil es von der Küste her ja bergauf geht. Aber ich fahre Richtung Süden runter und Richtung Norden hoch. Egal, jedenfalls fahre ich 270 km und freue mich auf meine Leute. Wenn ich mich auf dem Rückweg meiner alten Kreisstadt Peine nähere, gibt’s nur eine Richtung: Rechts auf die Autobahn! Dabei habe ich mich oft gefragt: Meier, wie hast du das hier über 50 Jahre ausgehalten?“ Heute, als Ostholsteiner mit niedersächsischem Migrationshintergrund, würde ich in meinem alten Wohnort wohl eingehen wie eine Primel in praller Sonne. Allein aus dem Grund verstehe ich jeden Migranten ….

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Zuhause in Scharbeutz, Neue Heimat, ist meine Abbiege-Alternative eine andere. Rechts oder Links. Geradeaus der Horizont. Hinter dem geht’s bekanntlich weiter. Ich brauche diese Weite. Die habe ich in meiner Alten Heimat nicht. Leider häufig genug auch nicht in den Köpfen derer, die nie richtig aus’m Dörpe raus gekommen sind. Ihre Weite ist die BILD und die bestärkt sie in ihrer Enge jeden Tag auf neue. Der Ärzte-Songs „Lasse redn“ war für mich immer, besonders die letzten Zeilen, eine Hymne auf die Zurückgebliebenen:

Lass die Leute reden und lächle einfach mild,
die meisten Leute haben ihre Bildung aus der Bild.
Und die besteht nun mal, wer wüsste das nicht,
aus Angst, Hass, Titten und dem Wetterbericht.
Lass die Leute reden, denn wie das immer ist:
Solang die Leute reden, machen sie nichts Schlimmeres.
Und ein wenig Heuchelei kannst du dir durchaus leisten:
Bleib höflich und sag nichts – das ärgert sie am meisten!

Komisch, ich verbinde diesen Song stets mit denselben Dorf-Tratsch-Gesichtern. Na ja, es sind nicht alle so – und seine Nachbarn kann man sich nicht aussuchen, seinen Freundeskreis schon. Mit denen begebe ich mich gerne mal auf die Spuren der Vergangenheit. Nur eins ist heute anders: Wo früher die Bier-Kiste stand, steht heute eine Bio-Kiste: eine Reminiszenz an das Älterwerden.

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10 Kommentare leave one →
  1. 1. Juni 2018 01:02

    Klasse Bericht, Sven!

    Gefällt 2 Personen

    • 1. Juni 2018 07:36

      Moin Brigitte. Danke. Manchmal MUSS ich an dieser Stelle, ich meinen dendas Blog, einfach meinen Gedanken ganz emotional und ungefiltert ihren Lauf lassen … 😉

      Gefällt 2 Personen

      • 1. Juni 2018 17:42

        Ich sag ja das Blog, aber man kann wohl auch der sagen.
        Egal, Hauptsache es gibt so klasse Berichte zu lesen wie deinen 🙂
        Schönen Abend, Sven !

        Gefällt 1 Person

  2. 1. Juni 2018 11:26

    Moin Sven,
    Heimat ist dort wo das Herz ein Zuhause hat… heißt es zumindest immer.
    Denke, dass man dort Zuhause angekommen ist, wo man sich einfach so richtig wohl fühlt.
    Der Songtext dazu ist auch super! 👍
    Liebs Grüßle von Hanne 🌞🍀

    Gefällt 1 Person

    • 2. Juni 2018 08:35

      Moin Hanne. Ja, da bin ich bei dir.
      Bei mir kommt noch dazu, dass ich mich von Kindesbeinen an „hier oben“ immer wohler gefühlt habe als in meiner Alten Heimat. Früher habe ich immer gesagt, dass Fehmarn meine 2. Heimat ist (Verwandschaft) und ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, später mal hier hoch zu ziehen.
      Nun ist „später“ 😉 und „später“ ist schon fast 7 Jahre alt 🙂
      Grüße aus Scharbeutz

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      • 2. Juni 2018 09:32

        Das ist ja schön. ☺️
        Hab einen Bruder, der schon in jungen Jahren in den hohen Norden „auswanderte“ und zuletzt auf Fehmarn sesshaft wurde, sich dort schon immer mehr zuhause fühlte als hier bei uns.
        Grüße aus Franken, wo es ja auch sehr schön ist😉🌻

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      • 2. Juni 2018 09:47

        Moin. Klar, es gibt viele schöne Ecken in Deutschland, bspw. das Altmühltal bei euch in Franken. So gerne ich auch hier und da mal ein paar Tage Urlaub mache, so sehr freue ich mich auch wieder auf’s Meer. Isso bei mir.
        Ich wünsche ein schönes unwetterfreies Wochenende, Grüße von der Ostsee

        Gefällt 1 Person

  3. Manu permalink
    7. Juli 2018 23:33

    Hallo “ Oppa“ 😉
    Ich kann dich sehr gut verstehen. Mich zieht im Gegensatz zu dir noch nicht mal etwas familiäres in meine alte Heimat. Ich habe erst mit 36 Jahren die Alpen kennen gelernt und habe dann nochmal 11 Jahre gebraucht um hierher nach Kärnten zu ziehen. Ich bin hier so glücklich wie ich es niemals gedacht hätte.
    Ausgeglichen, zufrieden, einfach nur …. ich!
    Ich denke zwar oft an früher aber dann muss ich auch gleich damit aufhören und sehe nur noch das “ jetzt“ und fühle meine Zufriedenheit und mein inneres Gleichgewicht und Glück.
    Ich wünsche dir alles Gute.

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