#Bonpflicht – ein Sturm im Wasserglas
„Du wolltest doch mal was zu der Bonpflicht schreiben“ meinte sie neulich zu mir. So, wollte ich? Wenn sie das so sagt, dann sollte ich, dann heißt das “Mach ma!” 😉
Das Thema hatten wir nämlich im Dezember hier rauf und runter und ich konnte es nicht lassen, auf Twitter ein satirisches Bildchen dazu zu hinterlassen.
Sie, als Bäckereifachverkäuferin, hat über die Bonpflicht erst geschimpft wie ein Zinshahn. Na klar, das Thema wurde hauptsächlich in den boulevardesken Medien ziemlich einseitig emotional abgehandelt. Die wissen schon, wie sie zu ihren Klicks kommen. Und Klicks bedeuten Geld. Allein im Spiegel (es hat sicher auch andere gegeben) habe ich einen sachlichen Artikel über die Bonpflicht gelesen.
Was mich in solchen Momenten stört, das ist die Verbreitung von Halbwissen. So wurde der Eindruck erweckt, Deutschland würde mit Bons überschwemmt. Ein Umweltskandal! Und überhaupt: Bisphenol! Plötzlich war der Name dieser Chemikalie bekannt wie nie zuvor. 99,99% wussten zwar nicht genau wie und was, aber wenn jetzt viel mehr Bons ausgedruckt werden würden, dann bestünde die Gefahr von allen möglichen Erkrankungen. Welche? Egal. Bonausdruck macht krank!
Nur mal so nebenbei: Was ist mit den Kassiererinnen in den Supermärkten, die seit je her Bons ausdrucken? Und dann noch so lange, Bild links von gestern, ein halber Meter Bon für ein paar Artikel im Scharbeutzer Penny! Und in meiner Lieblings-Landschlachterei war der Bonausdruck auch noch nie ein Thema: Seit je her wird der an den Einkauf getackert und gut ist.
Fakten
Fakt1: Bisphenol ist nicht gleich Bisphenol, es gibt die Varianten A und S. Erstere ist seit diesem Jahr in der EU verboten und wird angeblich schon lange nicht mehr eingesetzt. Proteste gegen Variante S sind nicht bekannt, die gibt es plötzlich erst seit der Bonpflicht-Diskussion.
Fakt2: Es gibt min. 10 Milliarden Euro-Gründe für das seit dem 1. Januar gültige neue Kassengesetz. Und das ist noch eine zurückhaltende Schätzung des Finanzministeriums. So beschleicht mich mitunter das Gefühl, dass diejenigen, die jetzt am lautesten schreien, genau wissen, warum sie schreien.
Fakt3: Das neue Kassengesetz ist sinngleich in vielen unserer Nachbarländern schon längst gang und gäbe. Und ACHTUNG!, inklusive technischer Vorgaben, um auf die Ausdrucke verzichten zu können.
Damit schließt sich hier der Kreis: Sie druckt in ihrem Bäckereiladen Bons nach wie vor nur bei Bedarf aus und schimpft nicht mehr, denn das Kassensystem ihrer Firma ist im Sinne des neuen deutschen Kassengesetztes zertifiziert – und kommt von unseren Nachbarn aus Dänemark. Angeblich gibt es so etwas in Deutschland noch nicht. So, und was hat sich für euch mit der Bonpflicht geändert? Für mich als Kunde nix! Null! Für mich verbuche ich das Thema unter „ein Sturm im Wasserglas!“
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Frankreich schafft die Kassenbons per Anti-Verschwendungsgesetz gerade wider ab.
https://www.bild.de/politik/2020/politik/bon-chaos-in-deutschland-frankreich-schafft-kassenbons-ab-67653336.bild.html
Sind die Franzosen steuerehrlicher (geworden)? 🙄
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Moin.
Das („BILD“) meine ich mit boulevardesk. Oder, um es im Kachelmann-Jargon auszudrücken: „klickschlampesk“. Da wird einfach mal eine ach so tolle Meldung einer süddeutschen Regionalzeitung übernommen, mit hysterischen Begriffen wie „Bon-Wahnsinn“ versehen, null eigene Recherche oder Hintergründe dazu, und nun neugieriger Leser klick mal ordentlich. Dabei geht es doch schon gar nicht mehr um das Vermitteln einer Nachricht, sondern um mit inhaltsleeren Meldungen ohne eigenes Zutun seine Einnahmen sichern zu wollen.
Wie sieht es denn mit Infos zu dieser Meldung aus? Wie lange haben die Franzosen schon die Bonpflicht, haben sich mittlerweile in Frankreich sichere (nicht manipulierbare) Kassensysteme etabliert, die das Ausdrucken der Bons obsolet machen? Oder glaubt wirklich jemand, dass die chronisch klamme französische Staatskasse auf einen Euro Steuereinnahmen verzichten würden?
Ich bin mir sicher, dass in einiger Zeit auch in Deutschland das Ausdrucken der Bons (wieder) überflüssig wird und trotzdem (fast) jeder Gewerbetreibende seine Steuern ordentlich bezahlt. Nur darum geht es doch.
Grüße
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1. Stimmt
2. Keine Ahnung
3. Das mag wohl so sein
A.
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Hallo Sven, Du: „So beschleicht mich mitunter das Gefühl, dass diejenigen, die jetzt am lautesten schreien, genau wissen, warum sie schreien.“ – Das habe ich damals bei den ersten Protesten auch gleich gedacht.
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„Zwei Doofe, ein Gedanke“, so landläufig gesprochen 😉
Na ja, vielleicht glaubt wirklich jemand, wir seien das 😉
Grüße!
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Wie heißt es so landläufig: „Herr, lass Hirn regnen“ – und das nicht vorrangig für dich und mich, es gibt sehr sehr viel Bedürftigere 🙂 😉
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Den Satz habe ich gerade in meinem Januar-Rückblich geschrieben. Und warum? Weil er richtig ist 😉
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Ich habe ihn aber nicht bei dir „geborgt“, weil ich den Rückblick noch nicht gelesen habe (???)
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Nein, mitnichten, eher umgekehrt. Und meinen Rückblich habe ich auf Morgenfrüh gesetzt, 1.2..
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Das ist klug, denn morgen ist der Januar erst wirklich zu Ende.
Wer weiß, wer oder was dich am heutigen Tage noch umwirft, was dann den ganzen Monat in ein anderes Licht taucht. 🙂
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Wer weiß? Bei Twitter trenden gerade #BrexitDay, gefolgt von #Coronavirus und #StartinsWochenende 😉
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Alle drei langsam kein weiteres Wort wert. Aber: „ICH WÜNSCHE DIR EINEN SCHÖNEN START INS WOCHENENDE!“ *grins* – ich wünsche ihn wirklich.
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Das schöne Wochenende wünsche ich dir auch! Ja Twitter, das ist toll. Manchmal informativ und schneller als Nachrichtenseiten, aber oft ist es eben auch das Gegacker wie von einer aufgescheuchten Hühnerschar. Mit der nötigen Gelassenheit kann man auch über die dort vorzufindende geistige Inkontinenz und soziale Inkompetenz mitleidig schmunzeln. 😉
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„geistige Inkontinenz und soziale Inkompetenz“ – meine Wörter des Tages!!!
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Haha, ja, das kenne ich von Dänemark gar nicht, dass man was ohne irgendeine Art von Quittung machen kann. Aber man kann wählen, wie du anführst, ob man den Bon ausgedruckt haben will oder nicht.
Übrigens, auch zum Thema Digitalisierung: Ich war in der Lage, den Steuerbehörden in Neu-Brandenburg meine neue Adresse per Email mitzuteilen, und die Rentenbehörde hatte ein online-Formular. Was sagst du nun? Ich war ganz baff.
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Moin Stella. Ja, hier und da tut sich was, also digital. Das erinnert mich immer an den Spruch:
Alle sagten, das geht so nicht, bis einer kam, der das nicht wusste und es einfach gemacht hat. 😉
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