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Schlimmer geht immer …

6. November 2020

[780] Stell-dir-vor-1900-geboren

WhatsApp. Ihr kennt das vielleicht auch, dass kommentarlos irgendwelche Filmchen o. ä. weitergeleitet werden und jemand meint, das würde dich interessieren.

Gestern kam das: Stell dir vor, du wärst im Jahr 1900 geboren. Ach ja. Bin ich aber nicht. Dennoch: Ich muss an meine beiden Großväter denken. Der eine ist ein paar Monate früher, der andere ein paar später geboren. Was dieses 2-Minuten-Video aussagt, stimmt schon, das haben beide mit- und überlebt:
1. Weltkrieg, Spanische-Grippe-Pandemie,
Weltwirtschaftskrise mit viel Not und Elend,
und den 2. Weltkrieg. Zusammen, in diesen 31 Jahren von 1914 bis 1945, sind dadurch – sagt der Sprecher – weltweit über 130 Mio. Menschen verstorben.
Wir hingegen leben heute in einer Welt mit allen Bequemlichkeiten, wissen in der aktuellen Pandemie, dass es absehbar einen Impfstoff geben wird und beklagen uns trotzdem, wenn wir mal für ein paar Wochen unsere Kontakte einschränken müssen und nicht verreisen dürfen. So der Mann im Bild sinngemäß.
Nun ja, ich sag’ mal …: Ich möchte ganz bestimmt nicht mit meinen Großvätern tauschen und manchmal muss man gar nicht lange suchen, um etwas zu finden, was noch schlimmer ist als der Status quo. Das mag manch eine(n) beruhigen, trotzdem sind wir es, die das Beste aus der heutigen Situation machen müssen. Egal was mal war.

[780] BGHH

29. Juli. Ein Mittwoch. Am Freitag, 31., wäre ihr letzter Arbeitstag gewesen. Für die Renten-Party war alles organisiert. Natürlich coronagerecht, also im kleinen Kreis und unter freiem Himmel. Dann das: Beim Verlassen des Büros gestürzt, Knie kaputt, ab in die Uniklinik Lübeck, Donnerstag OP Nr. 1 und am Freitag war klar, das würde länger dauern. Wir unken noch rum: Zum Glück war das ein Arbeitsunfall ….
Seit Anfang August liegt meine langjährige Freundin nun im BG Klinikum Hamburg, es folgten OP Nr. 2 und 3. Langsam kommt sie dort in der angegliederten Reha-Abteilung wieder auf die Beine. Seit 2 Wochen gilt auch dort ein Besucherstopp. Deshalb gibt es Telefonate und Päckchen statt gemeinsames Kaffeetrinken im Klinik-Bistro. „Schlimmer wäre, wenn ich jetzt allein zuhause wäre. Kein Chor, kein Theater, nix. Hier in der Klinik bin ich wenigstens unter Menschen. Und bei den ganzen Komplikationen wäre es schlimmer, wenn es kein Arbeitsunfall gewesen wäre.“ Ich habe null Grund ihr zu widersprechen. Manchmal ist es gut, selbst im Schlimmen noch das Gute zu sehen. Denn schlimmer geht immer…!

780

12 Kommentare leave one →
  1. 6. November 2020 10:02

    Moin Sven.
    Auch dieses Video bekam ich u.a. bereits über WhatsApp und irgendwie nervt mich das inzwischen, was ich aber dem Versender auch meistens lieb zurückschreibe.
    Liebe Grüße von Hanne und komm gut ins hoffentlich auch bei euch sonnige Wochenende 🍀

    Gefällt 1 Person

    • 6. November 2020 10:06

      Moin Hanne. Ja, mich auch. Aber seitdem ich auf keine dieser Nachrichten mehr antworte – außer es ist noch eine persönliche Textnachricht dabei – hat es nachgelassen.
      Liebe Grüße retour. Ja, wir wollen gleich noch raus, noch scheint die Sonne und die Zeit wollen wir nutzen.
      Bleibe gesund & munter, bis demnächst wieder 😉

      Gefällt 2 Personen

  2. 6. November 2020 10:15

    … solche Mitteilungen würden mich nerven.
    Ich habe keie Whatsapp. Ich habe ein uralt Handy.
    Ich will nur telefonieren und Kurzmitteilungen schreiben.
    Segen und Grüße aus OÖ.

    Gefällt 1 Person

  3. 6. November 2020 12:51

    Hallo, lieber Sven, hier steht so vieles, dem ich nur zustimmen kann.
    Ich bin keine glühende Verfechterin von WA, aber ich finde es sehr praktisch, weil man entweder viele auf einmal erreicht oder auch ganz schnell ein wichtiges Foto schicken kann – wenn mein Sohn z.B. was an der Ablaufgarnitur von der Spüle machen muss oder anderes.
    Zum Glück ist WA freiwillig – ich finde es praktischer als Fb, in dem ich ganz wenig Sinn sehe.
    Ich habe nur eine Gruppe – meine Doko-Spielerinnen – alles, was nervt, wird sofort gelöscht.
    Meine Video-Versender sind wohl nicht auf Zack, denn ich habe es nicht bekommen, muss aber auch nicht sein.
    Bei mir ist der eigene Vater 1905 geboren – der erste Weltkrieg ging wohl an ihm vorüber, aber den zweiten hat er voll mitgenommen, war dann in russischer Gefangenschaft, kommt durch einen schweren Arbeitsunfall (ich vermute, selbst bewusst ausgelöst) wieder nach Haus und wird im Mai 46 von einem russischen LKW überfahrenm was aber 100 % seine eigene Schuld war, weil er mehr als fahrlässig gehandelt hat.
    Also ich möchte keineswegs mit den Generationen vor mir tauschen.
    Und tschüss sagt Clara

    Gefällt 1 Person

    • 18. November 2020 08:38

      Moin Clara.
      Oh ja, ich weiß, 12 Tage später ….
      WA, was haben wir nur in der Vor-WhatsApp-Zeit gemacht? Ja, ok, gesimst. Und davor, als es noch keine „Ackerschnacker“, platt, ausgesprochen „Ackaschnacka“ 😉 gab.
      Nee du, tauschen möchte ich auch nicht. Und ich bin froh, dass ich der Enkel meines Großvaters bin und nicht umgekehrt. Mal abgesehen davon, dass ich dann schon 30 Jahre unter der Erde liegen würde. 121 wäre er in diesem Jahr geworden. Mein Vater 91, Hat er knapp verfehlt. Aber ihre Erzählungen, was sie wann wo erlebt haben, sind mir noch sehr präsent. Jeder auf seine Art. Aber die Begriffe „Nazi, Hitler“ kamen darin nie vor.
      Ach ja ….
      Grüße aus Scharbeutz und halte dich wacker 😉

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  4. Albert permalink
    7. November 2020 12:51

    Whatsapp, was ist das? 😁
    Logisch, man kann sich immer damit beruhigen, dass es Schlimmeres gibt, als man aktuell Schlimmes erlebt. Wem das hilft, der soll es tun. Aber hilft das wirklich? 🤔😕😷 /A.

    Gefällt 1 Person

    • 18. November 2020 08:41

      Moin. Beruhigen? Na ja, ich sag‘ mal, „einordnen“, um nicht in Hysterie oder Aktionismus zu verfallen. Aber stimmt schon, wichtig ist der Blick nach vorne – mit der Absicht, das Beste aus alledem zu machen.
      Grüße aus Scharbeutz

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  5. 21. Januar 2021 14:18

    Ich hätte eher die Frage aufgeworfen. Was wäre wenn man im 13 Jh gelebt hätte. Die Leute hatten keine Toiletten also schiss man auf der Straße. Dann kam die Pest und die Cholera. Hamburg hat schon viel durchgemacht. Da kann ich nur froh sein das ich heute lebe.

    Grüße von Michael

    Gefällt 1 Person

    • 24. Januar 2021 07:45

      Noin. Ja, von daher sind wir privilegierte Menschen: Seit > 75 Jahren kein Krieg, dafür Demokratie, das beste Gesundheitssystem ever, usw..

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  1. Lübeck-Spaziergang [erstes Dutzend] | SvenMeierFoto

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