Meiers Rückblick 21/05 in 100 Sekunden
Mai 2021: Meteorologisch bleibt festzuhalten, dass das gestern (für Meteorologen) abgeschlossene Frühjahr … nicht so war wie sonst. Wenn ich es richtig verstanden habe, sollen wir zuletzt 2013 und davor 1996 einen so kühlen und regnerischen Frühling gehabt haben. Sonst sei es gegenüber früheren Jahren immer überdurchschnittlich warm gewesen. Mit anderen Worten: Das Klima wandelt sich, es wird wärmer und damals hätten wir die letzten Wochen wahrscheinlich als normales Wetter empfunden. Schon die alten Bauern wussten: Trockener Mai – Wehgeschrei, feuchter Mai bringt Glück herbei.
Na denn, heute ist meteorologischer Sommeranfang. Schauen wir mal, was der uns so bringt.

In Zeiten der Pandemie: Gut und tragisch
Gut, dass die Corona-Zahlen runter und die Zahlen der Geimpften hoch gehen. Vielleicht, hoffentlich, kehrt langsam wieder so etwas wie Normalität ein und nach der dritten Welle heißt nicht vor der vierten. Wie wichtig es ist, sich impfen zu lassen, habe ich Pfingsten in meiner Alten Heimat erfahren:
Dass ein Bekannter gestorben ist, hatte ich vorher schon am Telefon gehört. Aber Genaues wusste man nicht – es gab nur Gerüchte. Mittlerweile sind die mehr als das: Corona. Und das mit knapp 50. Wegen seiner Vorerkrankung gehörte er zur Prio-Gruppe 2, soll COVID-19 aber für so etwas wie eine heftige Grippe gehalten haben und hatte der Erzählung nach auch Vorbehalte gegen das Impfen. Ich will kein Versuchskaninchen für andere sein, soll er gesagt und das Impfangebot abgelehnt haben. Fest steht, dass er in Berlin auf eine Demo war und – wie erzählt wird – wegen beruflicher Betroffenheit mit gegen die Corona-Politik der Bundesregierung demonstriert hat. Ob er sich dort infiziert hat, oder nach seiner Rückkehr bei einem Nachbarn – oder er den angesteckt hat, weiß der Dorf-Funk nicht so genau. Jedenfalls ging danach alles sehr schnell – sicherlich beeinflusst durch seine Vorerkrankung. Nach kurzer schwerer Krankheit hieß es in der Traueranzeige.
Man darf bestimmt sagen, dass es egal ist, ob er an oder mit Corona gestorben ist. Seine Frau trauert. Und hadert: Hätte er sich doch nur impfen lassen! Tragisch. Zum Glück hat sie sich nicht infiziert – wohl auch, weil sie wegen ihres Berufs die Erstimpfung bereits hinter sich hatte. Ein schwacher Trost.
Quod licet Jovi, non licet bovi
Übersetzt: Was dem Jupiter erlaubt ist, ist dem Ochsen nicht erlaubt. Oder sprichwörtlich: Wenn zwei das Gleiche tun, ist das noch lange nicht dasselbe.
Vorweg: Ich will hier nicht meinen moralischen Finger erheben – mein Hemd ist mir auch näher als meine Hose. Ich habe selbst über meinen Job die Möglichkeit der Prio2-Impfung genutzt. Aber wenn wir mal wieder die Selbstherrlichkeit von America first beklagen, dürfen wir gelegentlich auch an Europe first denken. Denn nichts anderes geschieht zurzeit: Wir sichern uns Impfstoff, wo möglich. Die COVAX (Covid-19 Vaccines Global Access), die sich um einen weltweit gleichmäßigen und gerechten Zugang zu COVID-19-Impfstoffen bemüht, kritisiert das. Erst wir Reichen, die armen Länder kriegen was übrig bleibt. Und dort entwickeln sich derweil die Mutationen ….
Belarus. Oder Weißrussland, wie es früher hieß. Zu Recht empört sich die westliche Welt, über die von den Weißrussen erzwungene Landung einer RAYNAIR-Maschine in Minsk. Ziel des Fliegers beim Überflug von Belarus war Vilnius in Litauen. An Bord der Maschine war der Belarus-Regimekritiker Roman Protasewitsch – und der wurde in Minsk verhaftet.
Ich weiß, der Vergleich hinkt, aber wer erinnert sich noch an Edward Snowden? Für die US-Amerikaner ist er so was wie ein Terrorist und wird per Haftbefehl gesucht, für andere ist er ein Held.
Na ja, jedenfalls sorgte 2013 ein unfreiwilliger Zwischenstopp eines Flugzeugs in Wien, nebst einer Kontrolle durch österreichische Behörden, für internationale Irritationen. An Bord der Maschine war der bolivianischen Präsidenten Morales. Er kam von einer Konferenz aus Moskau und war auf dem Rückflug nach La Paz, als plötzlich auf Bitten der USA die Überfluggenehmigungen für Frankreich, Spanien, Portugal und Italien entzogen wurden. Offensichtlicher Grund war, dass man so die Landung des Fliegers erzwingen wollte, weil man an Bord der Präsidentenmaschine Edward Snowden vermutete.
Wie gesagt, wenn zwei das Gleiche tun ….
Mein Schmunzler des Monats
Last but not least, ich hatte es schon mal: 38 cm Bon für 3,80 € bzw. 2 Stücke Kuchen. Was haben die Bäckereien damals nicht über die vermeintliche Papierflut wegen der Bonpflicht gejammert. Warum wohl? Bestimmt nicht wegen der Ausdrucke, oder? Denn heute heißt es: Darf’s ein bisschen mehr sein? Ja, Kuchen, aber nicht Bon.
Kommt gut durch den Juni –
und wer noch zweifelt: Lasst euch besser impfen!
833 [Inhaltsverzeichnis Sven Meier erzählt | Fotoblog]
Das ist wahrlich tragisch. Der Satz von T. W. Adorno –
„Das Halbverstandene und Halberfahrene ist nicht die Vorstufe der Bildung, sondern ihr Todfeind.“ –
kriegt unter diesem Blickwinkel eine wörtlich zu nehmende Bedeutung. Aber euer Bekannter wird nicht der einzige sein und bleiben, für den die Ignoranz wissenschaftlicher Fakten tödlich endet. Zum Glück wächst die Impfbereitschaft in der Bevölkerung – auch wegen eines zunehmenden Konformitätsdrucks. Schwarmintelligenz kann durchaus positive Auswirkungen haben.
S.
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Moin mein Lieber. Adorno, ja, von dem habe ich auch schon gehört 😉 Aber dessen Zitat ist mir neu – habe es in meiner Sammlung aufgenommen, weil für gut befunden.
Grüße!
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Hallihallo, ich überlege gerade, ob ich schon mal einen so langen Bon für so wenig Geld bekommen habe.
Ich wusste das zwar nicht mit der erzwungenen Landung in Wien, aber jeder nutzt seine Macht, so gut oder so schlecht wie er kann.
Dass die armen Länder zu wenig oder kaum Impfstoff bekommen, weil die reichen alles aufkaufen, wird uns (hoffentlich) noch auf die Füße fallen. – Wenn man sieht, wie bei uns das Geld mit vollen Händen zum Fenster rausgeworfen wird, hätten wir gut und gern noch ein Land mitversorgen können, wenn wir etwas sparsamer gewesen wäre. – Ich kann das J-Sp-Gesicht schon nicht mehr im Fernsehen anschauen, ohne „Übelkeitsgefühle“ zu bekommen.
Gruß zu dir
PS: Was machen wir mit der Pfannkuchenstory??? – aber Einzelheiten würde ich lieber telefonisch besprechen als per Mail schreiben.
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Moin Clara (6 … oder 7?)
Clara, ich komme ganz durcheinander. Wenn dann noch das Telefon klingelt ….
Ich sollte mir doch mal angewöhnen, gleich zu antworten. Aber wie oft habe ich mir das schon vorgenommen 😦
Das mit den langen Bons ist hauptsächlich bei einem Bäcker hier so. Als wenn das seine späte „Bon-Rache“ ist 😉
Zum von dir geschriebenen Rest habe ich nur zustimmend genickt. Nur weil unsere Inzidenzwerte runter gehen und ebenso der R-Wert, heißt das noch lange nicht, dass wir mit der Pandemie durch sind. „Guck was kommt von draußen rein“ … so ähnlich heißt doch ein altes Kinderlied. Vielleicht schreiben wir im Herbst den Text neu?
Maile mir mal deine Telefonnummer, ich melde mich dann. Wer hat jetzt überhaupt von uns gewonnen und wer muss zahlen) 😉
Grüße wie gehabt!
Bei dir lese ich nachher, muss jetzt erst einmal kochen.
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