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Das mit der # hinter dem Namen – oder die Geschichte mit der Trauerbewältigung

26. Februar 2017
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Ein Geburtstags-Glückwünsche-Telefonat vor einigen Tagen mit einer Bekannten aus der alten Heimat. So wie man eben noch telefoniert, der Outlook-Erinnerung sei Dank, um sich nicht ganz zu vergessen. „Du, meine Mutter hat mir erzählt, dass vorgestern eine Traueranzeige von M… in der Zeitung stand. Aber die ist doch schon ein paar Jahre tot?“ Ich sitze vor meinem Lapi, ein Blick in den Outlook-Kalender: „Stimmt, vor zehn Jahren, dann wird das wohl ein Nachruf zum zehnten Todestag gewesen sein.“ Pause. „Oh so lange ist das schon her, das hätte ich nicht gewusst.“

Ja, die Zeit verstreicht und wir vergessen schnell. Ich hätte es auch nicht gewusst, wenn in meinem Kalender nicht der Name mit einer # dahinter stehen würde. Vor vielen Jahren habe ich mir angewöhnt, auf diese Art den Todestag mir sehr nahestehender Leute einzutragen. Warum? Vielleicht um nicht zu vergessen – weniger den Tag als solchen, sondern die Menschen ….

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In diesem Jahr sind leider schon wieder zwei # hinzugekommen. Zurückblickend merke ich, wie verschieden Angehörige versuchen ihre Trauer zu bewältigen. Selbst Jahre später gibt es Momente, in denen einige ihre Erinnerungen und Empfindungen teilen möchten. Das zu können ist für sie wichtig. Andere wollen gerade das nicht, wollen für sich sein, sich ungestört in den Gedanken verlieren, was für sie genau so wichtig ist. Aber eins eint alle Trauernden: Sie möchten einen Platz für ihre Toten in ihrem Leben finden, haben, um mit dem Verlust leben zu können. Ich auch ….

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7 Kommentare leave one →
  1. Doris permalink
    26. Februar 2017 14:58

    Ich teile deine Gedanken.
    Manchmal möchte frau ihre Ruhe haben und hofft, daß Nebenstehende das erkennen und respektieren; und gleichzeitig, oder im nächsten Moment, mit einer bestimmten Person reden, von der frau weiß, daß gerade die sie in dieser Situation bestens versteht, die nur zuhört und keine Kommentare abgibt, die frau nun gerade nicht hören will.
    Den Satz, der alle Trauernden eint, finde ich gut. Aber geliebte Menschen verlassen einen nicht nur durch den Tod, mitunter auch auf andere Weise. Auch diese Menschen können nicht aus dem Gehirn gestrichen werden, für die gilt es genauso einen Platz im Leben zu finden, um mit dem Verlust gut leben zu können und nicht öfters in Traurigkeit zu verfallen.
    LG Doris

    Gefällt 2 Personen

    • 1. März 2017 14:05

      Moin. Danke.
      Ja, das ist wohl eine der uns abverlangten Künste des Lebens, für die, die nicht mehr da sind, einen Platz im eigenen Leben zu finden. Und vielleicht ist dabei der eine mehr „Künstler“ und der andere weniger ….
      Liebe Grüße aus Scharbeutz

      Gefällt 1 Person

  2. 26. Februar 2017 15:05

    Das ist sehr interessant zu lesen und kann es auch irgendwie verstehen.
    Für mich selbst sind aber nur die Geburtstage, auch der Verstorbenen wichtig, aber der Todestag verschwindet relativ schnell aus meinem Gedächtnis… wahrscheinlich weil ich mich im Unterbewusstsein nur an sie zu Lebzeiten erinnern möchte!?
    Hab aber kein Problem mit sterben oder Tod, weil das ja auch zum Leben gehört.
    Liebs Grüßle und noch einen schönen Sonntag wünsche ich dir🌞

    Gefällt 3 Personen

    • 1. März 2017 14:18

      Moin Hanne, danke.
      Ja du, ich weiß heute auch gar nicht mehr so genau den Grund, warum ich angefangen habe mir die Todestage zu notieren. Aber nun nach vielen Jahren merke ich, dass sich das für mich irgendwie besser anfühlt als die Geburtstage – das eben so Meier sein Ding.
      Und eins passiert mir wohl nicht, dass ich mal morgens bei Freunden anrufe – „Trörö, trörö, hier ist der fröhliche Wecker aus Scharbeutz – wenn ich vorher gelesen habe, dass vor X Jahren der Mann, oder wer auch immer, gestorben ist.
      Ich muss allerdings dazu sagen, dass ich mir noch Termine, wie Geburtstage und so, merken konnte und mein Zeitgefühl für einmalige Ereignisse auch nicht das Beste ist. Wann hat meine Tochter geheiratet, wie viel Jahre ist das her? Ups! Statt nun angestrengt zu überlegen ist ein Blick in den Outlook-Kalender schneller 😉
      <3liche Grüße aus Scharbeutz

      Gefällt 1 Person

  3. 4. März 2017 08:17

    Oh Mann, ist das schon wieder ein Jahr her? Wirklich, wie die Zeit vergeht.
    Bleibe munter!

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