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Meiers Rückblick 20/08 in 100 Sekunden

1. September 2020

August 2020: Ich kenne den August auch unter Erntemonat, aus erklärlichen Gründen 😉 Vor zwei Wochen habe ich meinem Onkel noch berichtet, dass die Ernte wegen der anhaltenden Trockenheit wieder unterdurchschnittlich ausgefallen sei, da meldet der NDR einige Tage später, dass die Bauern in Schleswig-Holstein mit der Ernte doch ganz zufrieden sind. Das sind wohl die immer wieder genannten regionalen Unterschiede.

Genau die gibt es auch beim derzeitigen Dauerthema Nr. 1. Bayerns Regierungschef Söder (CSU) spricht sich nach zuletzt gestiegenen Corona-Infektionszahlen für Verschärfungen und ein bundesweit einheitliches Vorgehen aus – denn das würde die Akzeptanz der Maßnahmen verstärken. Ha ha, ausgerechnet Söder, der für seine Alleingänge bekannt ist. Obwohl, im Grunde pflichte ich ihm bei und plädiere schon lange für einheitliche Regeln, aber es gibt natürlich auch die andere Seite: Wo es nur wenige Neuinfektionen gibt, wie im Norden, muss man nicht die gleichen Maßnahmen treffen wie im stärker belasteten Süden. Hei seggt so und sei seggt so – und bums was de Krach da: Unserem SH-Gesundheitsminister Garg (FDP) ist letzte Woche (via Twitter) der Kragen geplatzt:

Das noch: Die SPD. Meine Dezimalsozikraten 😉 Nun haben sie über ein Jahr vor der nächsten Bundestagswahl schon ihren Kanzler-Kandidaten gekürt: Olaf Scholz. Wobei: SPD und Kanzler in einem Satz zu nennen, das hat für mich schon etwas euphemistisches, da müsste vieles zusammen kommen: Die SPD muss die Grünen überholen und die müssen überhaupt mitmachen wollen, liebäugeln sie in letzter Zeit doch viel zu sehr mit der CDU. Ohne die Linken wird es nicht gehen, doch die müssen sich erst einmal mit dem Nicht-Linken Scholz anfreunden. Und würde es überhaupt für eine Rot-Rot-Grüne-Mehrheit reichen? Zurzeit sieht es nicht so aus.

Oft hören ich, dass würde hauptsächlich an dem SPD-Vorstandsduo Norbert Walter-Borjans und Saskia Eskens liegen. Die hätten eher was von der Muppet-Show, als dass sie die Sozialdemokraten wählbar machen würden. Na ja, jedem seine Meinung …

… aber was sich der Nachrichtensender WELT, ehemals N24, vor einigen Tagen geleistet hat, das ist dann doch eine Fake. Nein, das war bestimmt nur ein unbeabsichtigter Fehler, der passieren kann und für Erheiterung im Netz (Foto von Twitter) gesorgt hat. Christian Lindner von der FDP als SPD-Vorsitzender, auf die Idee muss man erst mal kommen 😉

Zum Schluss noch zwei Sätze zu Ehren meines, ich sag‘ mal Lieblingsphilosophen, der vor 5 Tagen, am 27., 250 Jahre alt geworden wäre:
Hegel! Der Vordenker des Rechtsstaats, für den nur die auf Vernunft und nicht die auf Egoismen basierende individuelle Freiheit in der Summe eine Freiheit für alle darstellt und der die soziale und ökonomische Fürsorge in den Mittelpunkt gerückt hat. Denn nur so, sagt Hegel, lässt sich die Freiheit für die künftigen Generationen garantieren.
Für mich gilt das heute mehr denn je, denn was nützt es, in Anlehnung an ein Ustinov-Zitat, der freieste Mensch auf dem Friedhof zu sein? Das mal an alle Corona-Leugner, usw., die da meinen, dass Corona nicht mehr als eine Grippe ist und allein das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes sie in ihrer Freiheit beschränkt.
Nein, wer unvoreingenommen nach links und rechts schaut, der kann der Logik folgend nur zu dem Ergebnis kommen, dass das Ablehnen der Corona-Maßnahmen – grundsätzlich – nichts mit Vernunft zu tun hat, sondern eine von Willkür und Egoismus geprägte Entscheidung ist, die der Allgemeinheit Schaden zufügen kann.

So, nun bleibt gesund & munter, oder werdet es – und mal sehen, was uns der September so bringt.

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9 Kommentare leave one →
  1. 1. September 2020 09:34

    Gut dass du geschrieben hast, dass das Ablehnen von Corona-Maßnahmen „grundsätzlich“ nichts mit Vernunft zu tun hat. Sehr wohl dürfen und müssen die wie ein regionaler Flickenteppich daherkommenden Maßnahmen debattiert werden. Allein eine Reihe von Gerichtsentscheidungen gegen diverse Maßnahmen weisen darauf hin, dass die unverhältnismäßig und meist von Aktionismus geprägt waren, ohne der Sache wirklich zu dienen.
    Solch eine Debatte ist das Eine. Sich bspw. wegen der Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln oder beim Einkaufen unfrei zu fühlen und deswegen für Freiheit zu demonstrieren, das Andere. Dabei nehmen diese Corona-Politik-Gegner & -Leugner mit ihrer Demonstration gerade eine der größten Freiheiten überhaupt in Anspruch. Und wer auf Facebook & Co. den Verlust der Meinungsfreiheit anprangert, entweder der bemerkt den Widerspruch nicht einmal, oder der hält seine Leserschaft für blöd.

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    • 1. September 2020 10:33

      Moin. Ja, deswegen plädiere ich ja seit je her für eine einheitliche Regelung und nicht dass jedes Bundesland für sich entscheidet, was es zulässt und was nicht. Auch an und in den Schulen. Darüber hinaus, wenn regional die 50er-Grenze pro 100.000 überschritten ist, können immer noch zusätzliche Maßnahmen für den Bereich ergriffen werden. Ich glaube, die würde dann auch (fast) jeder verstehen.
      Zu den Demonstranten, hauptsächlich die Demo vom Samstag:

      [Bild vergrößern] Solche Bilder, Reichstagsflaggen vor dem Deutschen Reichstagsgebäude / Bundestag, empfinde ich als Schande. Haben diese Leute aus der Geschichte nichts gelernt? Was hat das noch mit Meinungsfreiheit und dem Recht auf Demonstration zu tun?
      Grüße von der Ostsee!

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      • 1. September 2020 10:52

        Nichts. Das ist blinde Wut aus purem Unvermögen. Und in ihrem Unvermögen verstehen diese Leute noch nicht einmal, woran es ihnen mangelt. Das will ich allerdings nicht überbewerten. Das hat es schon immer gegeben und wird es immer geben. Wir Demokraten müssen das aushalten. Und wir sollten die mediale Präsenz einzelner Themen nicht mit der Verbreitung in der gesamten Bevölkerung verwechseln. Genau so wenig wie Facebook & Co. kein Gradmesser dafür sind.

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      • 1. September 2020 11:13

        Mein Tweet Samstag:
        „Die Pflicht, das Geschwätz zurückzuhalten, ist eine wesentliche Bedingung für jede Bildung. Man muss damit anfangen, Gedanken anderer auffassen zu können; …, und dies ist überhaupt die Bedingung zum Lernen, Studieren.“ (Hegel, VP) Bitte alle von #b2908 mal bei Hegel nachlesen.

        Oder wie ich sonst gerne sage: „Das Dumme an der Dummheit ist, dass die Dummen gar nicht merken, dass sie dumm sind.“

        Kachelmann dazu so (Tweet): „Was zu #b2908 und #Reichstag geführt hat, wird nicht so schnell weggehen. Die Konsequenz aus der De-Facto-Abschaffung naturwissenschaftlichen Unterrichts, Krankenkassenübernahme von Homöopathie und Eso-Wahn: Deutschland wurde die globale Zentrale für Dumm&Aberglauben.“

        Besonders zu dem letzten Satz: Hast du etwas von derartigen Demonstrationen aus Frankreich, Italien oder Spanien gehört? Nein, kannst du auch nicht, denn dort gibt es nämlich keine – und wenn, dann sind es nur ein paar Leute, die den Medien nur eine kurze Randnotiz Wert sind. Und warum ist das so? Weil die dort froh sind, nach den vielen bisher zu beklagenden Corona-Toten, wenn sie halbwegs glimpflich den Rest der Pandemiezeit überstehen. Und nun erkläre mal einem „Dummen, der sein Geschwätz nicht zurück halten kann“, was ein Präventions-Paradoxon ist ….

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      • 10. September 2020 11:49

        Sven, genau solche Situationen meinte ich mit meinem Kommentar über Wissen, Halbwissen und Viertelwissen. Doch in der Blaupartei sind ja jede Menge Promovierte Leute – dumm und unwissend können die nicht sein, die haben eine andere Triebfeder.
        Wenn es nach mir ginge, könnten mal wieder paar gute Politiker in männlicher und weiblicher Ausbildung ins Rennen geschickt werden – bei Frauen vor allem solche ohne Doppelnamen.

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  2. 1. September 2020 16:12

    Ein unbekannter Leser/ eine unbekannte Leserin hat auf Zeit-online einen Artikel zur Berliner Demo kommentiert.
    Treffender kann man es kaum formulieren:
    In Berlin haben die Leute nicht gegen Corona-Regulierungen demonstriert. In Berlin haben Menschen für Ihr Recht demonstriert, von der Komplexität der Welt überfordert zu sein.
    Gegner einer Impfung, die es noch gar nicht gibt, verhutzelte Rentnerinnen, die im Rausch der Euphorie den Tag der Freiheit ausrufen, Menschen die tatsächlich glauben, die Maskenpflicht würde dadurch sofort abgeschafft. Die Journalistin Hayali wird bepöbelt, sie hätte die Versammlung auflösen lassen. Langhaarige Rocker und Metalfans tragen die Flagge eines Reichs umher, in dem sie für ihre Frisur zusammengeknüppelt worden wären und in der die Impfpflicht polizeilich durchgesetzt wurde. Thor Steinar T-Shirts und Pegida-Schilder. Und irgendwo sitzt eine junge Frau in Hippie-Klamotten mit einem Schild auf dem Rücken: „Deutschland braucht Jesus“.
    Ich äußere mich nur deshalb zu diesem kollektiven kognitiven Vollversagen, weil ich auch hier zwei Aspekte wiedererkenne. Zwei Aspekte, die mir in meiner Arbeit ständig begegnen.
    Zum einen vermittelt das Netz 2.0 den Eindruck, dass wir alle wichtig sind. In unserer Sucht nach Anerkennung und Relevanz verlieren wir aus den Augen, dass wir nur Ameisen in einem Haufen sind.
    In der Egozentrik des Zeitgeistes und mit der Fähigkeit jeden Hirnfurz über Social Media öffentlich machen zu können, haben wir aus den Augen verloren, dass wir selber außerhalb unseres persönlichen Umfeldes für andere Menschen keinerlei Relevanz haben.
    Und zum anderen der Verlust eines demokratischen Miteinanders.
    Wir reden uns Bedeutung und Freiheiten ein, die wir nie hatten. Und als kleinster Teil einer Gesellschaft niemals haben werden. Denn wenn wir demokratisch leben wollen und die deutliche Mehrheit will, dass ich eine Maske trage, dann habe ich verfickt nochmal eine Maske zu tragen.
    Das und nichts anderes bedeutet Demokratie. Und deshalb ist es auch vollkommen gleichgültig, ob da nun 20.000 Menschen öffentlich ihre Egozentrik zur Schau gestellt haben oder eine Million.
    Entscheidend in einer Demokratie ist nicht gegen etwas zu sein. Sondern für etwas. Man muss Alternativen anbieten, Lösungskonzepte, in den politischen Diskurs gehen. Und zwar nach den Regeln der Gesellschaft, deren Demokratie man einfordert und die man mitgestalten will.
    Genau deshalb ist Pegida gescheitert. Und genau deshalb wird die AfD langfristig keine politische Wirkkraft entfalten. Und deshalb wir nie etwas dabei herauskommen, wenn Impfgegner sich mit freiheitsliebenden Rentnern, Rechtspopulisten und fundamentalchristlichen Hippies zusammentun.
    Und sie werden an ihrem Dunning-Kruger-Effekt scheitern. Denn wenn sie nicht einmal die Kompetenz besitzen zu verstehen, dass die Regulierungen Ländersache sind und Dunja Hayali keine Demonstration auflöst, haben sie auch nicht die Kompetenz ihre Forderungen zu artikulieren. Merkel öffnet keine Grenzen, die längst offen waren. Und Merkel erklärt auch keine Landtagswahlen für ungültig.
    In ihrer Kompetenzlosigkeit verstehen sie nicht einmal, welche Kompetenzen ihnen fehlen.
    Plötzlich ist jeder Epidemiologe, Virologe, Klimaforscher, Migrationsanalyst, Religionswissenschaftler und Jurist. Dabei haben die meisten nicht einmal das Grundgesetz verstanden. Und einige Verstehen nicht, dass es unsere Verfassung ist.
    Sie plappern im psychologischen Bestätigungsfehler das nach, was Rattenfänger ihnen aus eigennützigen Gründen vorbeten. Getrieben von ihren Ängsten, ihrer Überforderung und davon, sich plötzlich ihrer Unwichtigkeit bewusst zu werden und einen Kontrollverlust zu erleben. Der nur darin begründet ist, dass sie sich vorher eine Kontrolle eingeredet haben, die sie nie hatten.
    Wir leben in keiner „Meinungsdiktatur“. Wir leben in einer Kompetenzdiktatur. Denn wir leben in einer Demokratie, in der man bestimmte Voraussetzungen erfüllen muss, um die Gesellschaft mitgestalten zu können.
    Die Gefahr ist, dass diese Menschen aber den Weg bereiten, um eine tatsächliche Diktatur heraufzubeschwören. Denn nach 75 Jahren Frieden und Freiheiten, wie sie noch kein Volk zuvor jemals gekannt hat, haben sie offenbar völlig aus den Augen verloren, welche Freiheiten sie tatsächlich haben.
    Sie demonstrieren für Freiheit und merken nicht einmal, dass sie dabei eine der größten Freiheiten bereits in Anspruch nehmen. Sie kommentieren auf Social Media über den Verlust von Meinungsfreiheit und bemerken den Widerspruch nicht einmal.
    Sie glauben tatsächlich die demokratische Mehrheit seien die Diktatoren, weil sie vor lauter Freiheit vergessen haben, was Unfreiheit tatsächlich bedeutet.

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    • 2. September 2020 09:52

      Moin. Danke für den Text, den man sicherlich beklatschen darf.
      Um noch einmal auf Hegel zurück zu kommen: Der beklagte schon vor über 200 Jahren das „Deutschdumm“, in Anlehnung an das nationalistischen „Deutschtum“. Seine Wortschöpfung hat bis heute nichts an Aktualität verloren.
      Grüße nach Sachsen!

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    • 10. September 2020 11:55

      Danke, liebe/r (?) eleucht, ich habe beim Lesen fast Kopf-nick-Beschwerden bekommen!

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  3. Albert permalink
    5. September 2020 13:03

    Unser Heiner Garg macht das schon ganz gut. Söder soll sich um Bayern kümmern und nicht den Bundes-Klugscheißer spielen. Dazu fehlt ihm das Format. Dabei hat er in seinem Freistaat genug vor der eigenen Haustür zu kehren.
    Bei Lanz wurde vorgestern (?) bekannt, dass Hamburgs Bürgermeister Tschentscher, im Erstberuf promovierter Mediziner, den anderen Länderchefs vorgehalten hat, er käme sich vor wie ein Heizungsinstallateur, der 15 Tischlern erklärt, wie sie ihre Heizung zr reparieren haben.
    Natürlich wäre es besser, wenn es wenigstens grundlegende einheitliche Regeln geben würde. Geesthacht zum Beispiel: Ein paar Meter nördlich, jenseits der Elbsandwiesen, beginnt Hamburg und auf der anderen Elbseite liegt Niedersachsen. Das ist doch suboptimal, wenn man sich drei verschiedene Regelkataloge merken muss. Und Mecklenburg-Vorpommern ist auch nur ein paar Kilometer entfernt, damit wären es vier. Allerdings haben die bis gestern (?) keine Tagestouristen ins Land gelassen. Auch blöd. Wir in SH haben die wenigstens rein gelassen, mit der Bemerkung, sie seien an den Stränden nicht erwünscht und haben selbige dann geschlossen, wenn es zu voll wurde. Hoch lebe der Föderalismus. /A.

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