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Die 3 Affen – (m)eine Interpretation

8. April 2012

3 Affen - nichts Boeses sehen - hoeren - sprechen

Nachtrag vom 3. April 2013 – ein Vorwort

“Die 3 Affen – (m)eine Interpretation”  von vor fast genau einem Jahr ist bisher der am meisten aufgerufene Artikel meines Blogs und tauchte regelmäßig in den “TOP 5″ auf. Ein Freund, der sich seit längerer Zeit mit dem Buddhismus beschäftigt, meinte neulich zu mir, dass  „das mit den 3 Affen ja ganz nett, die Grundlagen des Buddhismus aber sehr oberflächlich dargestellt sind”.  Er hat mir jetzt, quasi als Ergänzung, folgende Zeilen zukommen lassen (ich sage “danke” und habe dem gerne eine Seite gewidmet [C&P]): Buddhistische Lehre – eine kurze Übersicht

In meinem Artikel vom 30. März hatte ich die „3 Affen“ erwähnt, „warum sie häufig falsch dargestellt werden und dass sie entgegen der sehr verbreiteten Meinung nichts mit Ignoranz und Desinteresse zu tun haben.“ Aufmerksam geworden bin ich vor einigen Wochen, als jemand bei einer Pressekonferenz die „3 Affen machte“, dem ich eher eine kognitive Aufmerksamkeitssucht und niemals ein Desinteresse an den Geschehnissen unterstellt hätte. „Und wenn du nicht mehr weiter weißt, Google dein bester Freund dann heißt“ (wie Tochter zu sagen pflegt) ^^ Also habe ich angefangen zu recherchieren … und bringe „auf vielfachen Wunsch“ meine Interpretation dazu hier „auf Papier“.

Vorweg: ich maße mir keine Deutungshoheit über die 3 Affen an. Es ist lediglich meine Sichtweise.

Allgemein wird davon ausgegangen, dass der Spruch des Konfuzius „fei li wu shi, fei li wu ting, fei li wu yan, fei li wu dong”  ursprünglich aus dem buddhistischen Indien stammt und erst Jahrhunderte später über China nach Japan gelangte. Das ging einher mit einem Deutungswandel, bis dahin, dass die 3 Affen heute in der westlichen Welt oft als desinteressiert und mit einem Mangel an Zivilcourage gesehen werden.

Bei meiner Betrachtung habe ich zunächst versucht, die Aussage des Konfuzius zu verstehen. Übersetzt bedeutet sie: „Was nicht dem Gesetz der Schönheit (im Sinne von angemessenem Verhalten) entspricht, darauf schaue nicht; was nicht dem Gesetz der Schönheit entspricht, darauf höre nicht; was nicht dem Schönheitsideal entspricht, davon rede nicht; was nicht dem Schönheitsideal entspricht, das tue nicht.“

Nun unterstellt, dass sich Konfuzius mit diesem Satz vom indischen Buddhismus hat leiten lassen, sind insbesondere zwei der „vier edlen (buddhistischen) Wahrheiten“ von Bedeutung: Die Erkenntnis, dass Leiden durch die „drei Geistesgifte” (Gier, Hass und Verblendung) verursacht wird, und dass das Leiden durch Beseitigung dieser Ursachen beendet werden kann.

Anders ausgedrückt, kann man es frei übersetzt so sagen: „Schaue und höre nicht auf Gier, Hass und Verblendung, rede auch nicht darüber, sondern lebe ohne diese Leiden wie du es für angemessen hältst.”

Sehr viel später gelangte der Spruch nach Japan und entwickelte sich zu der Redensart „mi-zaru, kika-zaru, iwa-zaru“, was „nicht sehend, nicht hörend, nicht sprechend“  bedeutet, jedoch als Synonym für Diskretion, Zurückhaltung und Verschwiegenheit gilt. Zur Darstellung mit den 3 Affen (sambiki-saru) kam es nach etymologischen Erkenntnissen durch einen Übersetzungsfehler: Das japanische Wort „zaru“ entspricht dem „nichts tun“ im Sinne einer bewussten Abkehr von bösem Handeln. Es lässt sich allerdings leicht mit dem japanischen Wort „saru“ – „Affe“, verwechseln. In dem Zusammenhang muss der japanische Koshin-Glaube erwähnt werden. Die Koshin-Religion besagt, dass man nur gesund bleibt, wenn man nichts Böses tut. Denn alle 60 Tage (in der Koshin-Nacht) steigen, ursprünglich die „3 Sanshi“ (Würmer), zu dem Gott Ten-Tei auf und berichten über die guten und schlechten Taten der Menschen, in denen sie wohnen. Der Gott entscheidet dann, ob und mit welcher Krankheit sie bestraft werden müssen. Da „saru“ überdies „fortgehen“ bedeuten kann, wurden die 3 Affen (sambiki-saru) auch dahingehend interpretiert, dass sie Krankheiten zum „Fortgehen“ veranlassen können, wenn sie nichts Böses sehen und hören, und somit dem Gott nichts Böses berichten können. Und somit wurden im Laufe der Zeit statt der „3 Sanshi“ (Würmer) nur noch die „3 Saru“ (Affen) dargestellt und gelten heute (in Japan) als Glücksbringer und Talisman. Zusammenfassend in einem Satz ausgerückt: „Wer sich im Zeitalter von ‘bad news are good news’ mehr mit den schönen Dingen des Lebens beschäftigt, der lebt gesünder!” Zugegeben, keine neuer Erkenntnis ^^ Deshalb muss man noch lange kein desinteressierter Egoist sein. Es gibt ja noch den (meist nicht dargestellten) 4. Affen: ”fei li wu dong”  – positiv ausgedrückt „tue was einem angemessenem Verhalten entspricht”. Und da mag durchaus einiges von Interesse sein ^^ Zur Darstellung: da die Reihenfolge “sehen, hören, reden” ziemlich verbrieft ist, sollten Bildnisse auch so dargestellt werden. So, nun geht’s raus, die Oster-Sonne scheint (wer weiß wie lange noch) – ein Spaziergang entspricht nun “meinem angemessenem Verhalten” ^^ Osterbrunnen-OH-HL-120407-353-b500

Mein Dank gilt insbesondere Emil Schuttenhelm und dem japanischem Konsulat

^.^

19 Kommentare leave one →
  1. 8. April 2012 12:07

    Viel Reisen, wenig Sprachkenntnisse und dann noch Souvenierläden – schon hat man neue Sprichwörter (Weisheiten) 😉 Kaum einer macht sich ja die Mühe mal den Ursprung zu erkunden.
    Ich hoffe, du hast schöneres Osterwetter…hier ist alles schon weder einmal eingeschneit 😀

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    • 8. April 2012 12:12

      Moin Jürgen,
      vom Schnee habe ich schon gehört …., im Moment schaut gerade mal die Sonne raus, die Zeit wollen wir nutzen.
      Ich schaue heute Abend bei dir vorbei, mein gestriger Anlauf wurde unterbrochen ^^
      Bis denne, viele Oster-Grüße von der See an den See

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  2. 8. April 2012 16:19

    Ich habe diese drei Affen noch nie mit Ignoranz oder Desinteresse irgendwo interpretiert gesehen :S

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    • 8. April 2012 19:34

      Hallo Kim,
      den „Deutungswandel, … dass die 3 Affen heute in der westlichen Welt oft als desinteressiert und mit einem Mangel an Zivilcourage gesehen werden“, habe ich im Laufe meiner Recherchen an mehreren Stellen sinngemäß nachlesen können. Selbst in einer Mitteilung des japanischen Konsulats heißt es, ich zitiere, dass „Die Pose der drei Affen wird nicht selten dahingehend gedeutet, es sei am Besten, über die negativen Eigenschaften anderer hinwegzusehen, hinwegzuhören und auch nicht darüber zu sprechen“, was eben häufig mit Desinteresse und mangelnder Zivilcourage gleichgesetzt wird.
      Persönlich wurden mir vor zig Jahren die 3 Affen simpel mit „nichts sehen, hören, sagen“ erklärt, nachdem ein Nachbar diese 3 Affen als Deko in seinem Garten aufgestellt hatte. Ich habe das damals, als, na ja, ich sage mal, als Ignoranz, verstanden. Verfestigt hat sich meine Meinung dazu vor 20 (?) Jahren, als im Rahmen der Anti-Aids-Kampagne die 3 Affen charakterisiert mit der Aufforderung dargestellt wurden, nicht wegzuschauen, wegzuhören, sondern über das Thema zu sprechen statt es zu ignorieren. Gleiches ist mir auch noch von der Aktion Zivilcourage von vor 3 (?) Jahren bekannt: die Posen der 3 Affen „nichts sehen, hören, sprechen“ als Smileys dargestellt und insgesamt durchgestrichen. Dazu habe ich sogar noch Bilder, denn die Plakate hingen auch bei mir auf der Dienststelle.
      Tja, wieder was dazu gelernt (ich) ^^
      Grüße vom Sven

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      • 8. April 2012 23:01

        Du hast dich also umfassend damit befasst, im Gegensatz zu mir.
        Ich habe mich mit den drei Affen weniger auseinandergesetzt.

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  3. fleischfee permalink
    9. April 2012 08:51

    Sehr schöner Beitrag und vor allem sehr hilfreich um mal über die Ignoranz und Intoleranz der Gesellschaft mal nach zu denken. Vielleicht sollten alle öfter mal hinterfragen, was man bisher immer als selbstverständlich hingenommen hat.

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    • 9. April 2012 13:04

      Moin Sue,
      ja, schaden kann das sicherlich nicht.
      Nur: wie oft sind wir davon überzeugt, „etwas richtig zu machen, zu verstehen“, wenn wir keinen Anlass sehen, oder es uns keiner sagt, dass es auch „anders“ sein könnte …?
      Es ist der menschliche (im Sinne von natürliche) sog. „Bestätigungsfehler“ – also die Tendenz, einmal bestehende Urteile immer wieder zu bestätigen, anstatt sie in Frage zu stellen.
      Dir noch einen schönen Ostermontag, bis später wieder ^^

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      • fleischfee permalink
        9. April 2012 19:51

        Hi Sven,

        ich glaube das Problem in unserer Gesellschaft ist, das niemand die Wahrheit wirklich wissen will. Ich habe diese Erfahrung, dass man wenn man die Wahrheit sagt zum Staatsfeind No.1 wird, schon so oft gemacht.

        Liebe Grüße
        Sue

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  4. 9. April 2012 20:21

    @ Sue, hi,
    „niemand“, so weit würde ich nicht gehen wollen. Aber viele, sicherlich, die das Offensichtliche nicht sehen wollen, können, bzw. den Blick für die Realität verloren haben. Leider sind da auch viele Politiker drunter.
    Aber wer bestimmt, was wahr ist? Oder wer weiß es? Sind es Leute wie Sarrazin oder Grass aus unserer Gesellschaft, oder Leute wie BILD-Diekamnn – die jeder für sich polarisieren und so tun, als seien sie die Gralshüter über die alleinige Wahrheit?
    Ein Thema über das man stundenlang (bei einer Flasche Wein) „philosophieren“ könnte ^^
    Liebe Grüße zurück und einen schönen Abend noch

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  5. 14. März 2013 20:59

    I like reading a post that will make people think. Also, thank
    you for permitting me to comment!

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